Editorial

Die heutige Sprache verrät es: Career Service, Work-Life-Balance oder Networking. Sie erzählt von einem „Fast-forward-Alltag“ und Mainstream-Lebensläufen. Der perfekte Arbeitnehmer von heute geht als 15-Jähriger ins Ausland, um möglichst viele Fremdsprachen zu lernen. Mit 23 und einem Doppelmaster in der Tasche steigt er dann als Jungunternehmer in den Berufsalltag ein. Solche Lebensmodelle machen einen stutzig. Als Kind hat man doch ganze Nachmittage damit verbracht, Käfer zu beobachten, sich alles erdenkliche Wissen über Dinosaurier anzueignen oder die perfekte Balancetechnik über eine Bordsteinkante zu trainieren. Haben wir Tätigkeiten jenseits der Effizienz verlernt?

Sechs Studierende des Masterstudiengangs Kulturjournalismus haben sich auf die Suche nach Anti-Bildung gemacht. Und Menschen getroffen, die von gradlinigen Bildungs- und Berufsvorstellungen abgewichen sind, für das eigene Glück und aus Überzeugung. Sie sind die Pippi Langstrumpfs von heute. Der Ausreißer Walter und der Verweigerer Fabian. Oder Pascal, der seine Schwäche in eine Stärke verwandelte. Auch Privatschulen spielen eine Rolle, denn die sind besser als ihr Ruf. Über ein „UnCollege“ berichten wir auch. Und davon, wie die Nerds von damals die Bildung von Morgen bestimmen – ein ständiger Aushandlungsprozess. Unter www.kulturjournalismus.de gibt es noch mehr: Wir stellen Könige des Randwissens, außerdem die persönlichen Bildungserlebnisse der RedakteurInnen vor. Die Sommerferien stehen an: die perfekte Gelegenheit, Ihre Anti-Bildung zu schulen.

DIE REDAKTION