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Der Filmemacher Popo Fan ist in China aufgewachsen. Er weiß, was die nächste Bundesregierung für diskriminierte LGBTI in anderen Ländern tun kann

Die nächste deutsche Regierung kann in drei Punkten die LGBTI-Situation in anderen Ländern verbessern.

Erstens sollte die Bundesregierung ungleich behandelten LSBTI bei der Universal Periodic Review (UPR) des Menschenrechtsrats der Vereinten Nationen eine Stimme geben. Mit diesem Mechanismus kann eine Regierung eine andere Regierung in Bezug auf Menschenrechte verantwortlich halten.

Meine zweite Idee ist, dass die deutschen Botschaften bei der Finanzierung lokaler LGBTI-Organisationen in verschiedenen Ländern helfen können. Sie können denjenigen Organisationen Ressourcen zur Verfügung stellen, die keine Finanzierung von ihren eigenen Regierungen erhalten oder Schwierigkeiten haben, Mittel aus ihrer eigenen Community zu beschaffen. Kultureinrichtungen wie das Goethe-Institut können lokalen LGBTI-Communitys einen Raum bieten, in dem diese Filmvorführungen, Kunstausstellungen oder Vorträge wahrnehmen können. Denn solche Institutionen haben meist eine bessere Position als unabhängige Kulturräume oder Kinos im eigenen Land. Mein letzter, aber nicht weniger bedeutsame Punkt ist, dass die Regierung queeren Diaspora-Gruppen in Deutschland helfen sollte. Das bedeutet, sie zu finanzieren, ihnen Raum und Unterstützung zu geben. Quarteera zum Beispiel ist eine russischsprachige LGBTI-Gruppe in Deutschland, die den Marzahn Pride veranstaltet. Quarteera bietet darüber hinaus viele Aktivitäten an und setzt sich politisch für die russischsprachige Community ein. Das ist sehr hilfreich, da dies auch Auswirkungen auf LGBTI-Situationen innerhalb Russlands hat. In den Diaspora-Communitys sind viele Menschen aktiv, die nach Deutschland gekommen sind, weil sie im eigenen Land keinen Platz hatten, aber dennoch sehr gut mit den Communitys dort verbunden sind. Zum Beispiel mein eigener Fall: Ich bin 2017 nach Deutschland gezogen, aber ich helfe immer noch bei der Organisation des Queer Film Festivals in Peking mit und finde, dass Künst­le­r*in­nen und Ak­ti­vis­t*in­nen wie ich viel mehr Unterstützung verdienen, als wir bis jetzt haben.

Popo Fan, geboren 1985 im chinesischen Shandong, ist Filmemacher, Autor und Aktivist. Seine Filme, u. a. Chinese Closet (2009), Mama Rainbow (2012), Papa Rainbow (2016), thematisieren das queere Leben in China. 2012 verlieh das Hong Kong Gay & Lesbian Film Festival Fan den Prism Award für seine Bemühungen um die Gleichberechtigung und Darstellung von LGBTIs im Film. Fan lebt in Berlin. Weitere Informationen auf www.popofan.net