Grünes Kino auf der Wiese

Die Welt, von Hamburg-Wilhelmsburg aus betrachtet: Dort zeigt die Reihe „Globales Open Air Kino“ noch bis Sonntag engagierte Dokumentarfilme

Projektor und Leinwand stehen gleich neben der 1902 in norddeutscher Backsteingotik erbauten Kapelle

Von Wilfried Hippen

Ein kurzer Einführungsvortrag, dann ein Film zum jeweiligen umwelt- oder gesellschaftspolitischen Thema und schließlich noch ein Publikumsgespräch: Wenn man das Kino als Lernort versteht, ist das ist ein einleuchtendes Konzept. Derzeit braucht es dafür dann auch noch einen passenden Veranstaltungsort: einen, an dem die Coronabekämpfung die Zahl der Gäste nicht allzu zu sehr beschränkt. Für ihr „Globales Open Air Kino“ hat die „Kulturkapelle“ im Inselpark in Hamburg-Wilhelmsburg eine feine und zugleich einfache Lösung gefunden: Die Or­ga­ni­sa­to­r*in­nen stellen Projektor und Leinwand „draußen auf der Wiese“ auf, gleich neben der 1902 in norddeutscher Backstein­gotik erbauten, 2013 dann zum Veranstaltungsort umgebauten Kapelle.

Das ganze Jahr über bemüht man sich dort ums „globale Lernen“, mit Workshops, Theateraufführungen und allerlei Fachtagen. Unter dem Motto „Taking Care!? – Mitgefühl und globale Solidarität“zeigt die Initiative noch bis zum Sonntag Dokumentarfilme, die sonst nur selten im Kino zu sehen sind. So läuft am heutigen Donnerstagabend „7 oder Warum ich auf der Welt bin“ (2010) von Antje Starost und Hans Helmut Grotjahn. Darin sprechen sieben Kinder aus Berlin und Paris, Bulgarien, Kreta und Ecuador darüber, wie sie die Welt sehen. Im einführenden Vortrag geht es dann um Kinderrechte in Lateinamerika in Zeiten der ­Coronapandemie.

Am Freitag läuft „One Word“ (2020). Darin zeigt die argentinische Filmemacherin Viviana Uriona, wie der Klimawandel die Kultur der Be­woh­ne­r*in­nen der Marshallinseln bedroht. Der Vortrag davor hat Welternährung und Klimawandel zum Thema.

Ein König möchte wissen, wie froh seine Untertanen sind: Was klingt wie im Märchen, ist in dem kleinen Himalaya-Staat Bhutan wirklich passiert. Dort wurde im Jahr 2010 eine Volksbefragung durchgeführt, um den Wert des „Brutto­nationalglücks“ zu berechnen. Für seine Dokumentation „What Happiness is“ (2012), zu sehen am Samstag, folgte der österreichische Filmemacher Harald Friedl den ausgesandten Beamten mit den Fragebögen. Im Film macht er auch deutlich, wie absurd dieses Projekt ist: So lange niemand genau definieren kann, was „Glück“ ist, kann es auch nicht gemessen werden. Dieses – eher philosophische als gesellschaftliche – Problem dürfte auch im Mittelpunkt des einleitenden Vortrags stehen: Der hat das Thema „Glück als globales Entwicklungsziel“.

Den Abschluss des „Globalen Kinos“ bildet am Sonntag „Youth Unstoppable – Der Aufstieg der globalen Klimabewegung“ (2020) von Slater Jewell-Kemker. Seit ihrem 15. Lebensjahr hat die Kanadierin mit ihrer Kamera Menschen zum Thema Umwelt interviewt, darunter Po­li­ti­ke­r*in­nen und Prominente wie den Meeresforscher Jean-Michel Cousteau. Im Laufe der Zeit wurde sie selbst zur engagierten Umweltaktivistin, und so zeigt ihre Langzeitbeobachtung nicht zuletzt auch Jewell-Kemkers eigene Entwicklung.

Mit „Mitgefühl und Solidarität“ gestaltet ist in – respektive neben – der Kulturkapelle auch die Preisgestaltung: 3 Euro kostet ein ermäßigtes, 5 Euro ein reguläres Ticket; wer will und kann, darf den Soli-Preis von 7 Euro entrichten. Bis einschließlich Samstag beginnen jeweils um 20 Uhr die Vorträge, die Filme dann um 21 Uhr. Jeweils ab 19 Uhr kann die Nachhaltigkeitsausstellung „Zelt 17“ besucht werden.

Programm: https://lernort-kulturkapelle.de/globales-kino