das portrait
: Der unfassbar talentierte
Mr. Burling

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Bei den Olympischen Segelregatten in Enoshima nicht nur Titelverteidiger, sondern auch der Favorit in der 49er Klasse zu sein, dann aber die erste Wettfahrt nur als 12. von 19 Booten zu beenden, war für Neuseelands Segelstar Peter Burling und seinen Vorschoter Blair Tuke kein erwarteter Auftakt. Das dürfte den Druck auf die beiden, die im Unterschied zu ihrer Konkurrenz viel weniger Vorbereitungszeit hatten, weiter erhöht haben. Doch zeigte sich jetzt wieder ihre große Klasse und besonders die von Burling, mit Druck umzugehen.

Denn vor dem an diesem Montag stattfindenden letzten Rennen im anspruchsvollen Skiff mit Doppeltrapez liegt der 30-jährige Steuermann mit seinem Partner längst wieder auf Goldkurs. Vier Punkte beträgt ihr Vorsprung auf die zweitplatzierten Briten und die mit diesen punktgleichen Spanier auf Rang drei. Ins letzte Rennen, das sogenannten Medal Race, dürfen bei doppelter Punktwertung nur die zehn besten Teams. Burling und Tuke haben also die größten Chancen, zumal die Verfolger wegen ihres Punktegleichstands ihre Platzierung auch erst mal verteidigen müssen.

Der aus der Stadt Tauranga an der Bay of Plenty an Neuseelands Ostküste stammende Peter Burling begann das Segeln als Sechsjähriger in einem viereckigen Kinderboot vom Typ Optimist, das im Unterschied zu den schon damals gängigen Kunststoffbooten noch aus Sperrholz und eigentlich für seinen älteren Bruder gedacht war. Mit acht Jahren segelte er erste Regatten, mit elf die erste Weltmeisterschaft und mit zwölf wurde er neuseeländischer Meister im Optimist. In der Jugendklasse 420er wurde er mit 15 Weltmeister, einem Alter, in dem die Konkurrenten normalerweise froh sind, ohne zu kentern über den Kurs zu kommen. Inzwischen hat Burling neun WM-Titel in drei Bootsklassen gewonnen und je einmal Gold und Silber bei Olympia. Als Teammitglied nahm er an einem Rennen um die Welt teil, unter anderem gegen seinen Partner Tuke, der auf einem andere Schiff sogar noch erfolgreicher war.

Zu Neuseelands Nationalheld wurde Burling, als er 2017 als jüngster je gestarteter Steuermann mit dem Team New Zealand den America’s Cup gewann. Den verteidigte er in diesem Jahr vor Auckland souverän. Doch weil die Tokio-Spiele auf 2021 verschoben worden waren, geriet Burlings Zeitplan durcheinander. Wegen des America’s Cup fehlte nun die Zeit zur Olympiavorbereitung. Doch sieht es so aus, als würde Burling, den das Fachmagazin Yacht „cool, ruhig und unfassbar talentiert“ nannte, damit fertig. Neuseelands frühere Segelikone Russel Coutts nannte ihn schlicht das „vermutlich größte Segeltalent unserer Zeit“. Sven Hansen