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Politik mit Salsa

SALSA Fünf Jahre war Rubén Blades Panamas Tourismusminister. Nun hat der Salsero mit dem sozialen Gewissen wieder Zeit für Musik. Am Dienstag ist er in der Fabrik zu Gast

Rubén Blades hat es geschafft, der Salsa nachdenkliche Texte zu verpassen

VON KNUT HENKEL

Seine große Zeit hatte Rubén Blades Ende der 1970er. Aber seine größten Hits wie „Pablo Pueblo“ und „Pedro Navaja“ kennt auch die jüngere lateinamerikanische Musiker-Generation wie René Pérez und sein Halbbruder Eduardo José Cabra von Calle 13 noch gut. „Ich habe seine Musik von klein auf gehört. Von ihm habe ich gelernt zu schreiben, aber noch wichtiger war, dass er mit seinen Texten ein politisches Bewusstsein in mir geweckt hat“, hat René Pérez kürzlich am Rande einer Grammy-Verleihung seiner Bewunderung für Panamas Top-Salsero Ausdruck verliehen.

Eine nachvollziehbare Hommage an den in armen Verhältnissen im Barrio San Felipe in Panama-Stadt aufgewachsenen 63-Jährigen, denn der ist anders als die meisten seiner Salsa-Kollegen ein Musiker, der in seinen Texten deutlich macht, dass er politisch denkt und ein soziales Gewissen hat. In seiner Branche ist das genauso wenig selbstverständlich wie seine Kandidatur für das Präsidentenamt Mitte der 90er Jahre, vier Jahre nach der Verhaftung Noriegas, als Kandidat der grünen Papa Egoro.

Politik hat den Vollblutmusiker, Schauspieler und Umweltaktivisten immer fasziniert – und wer weiß, was passiert wäre, hätte Rubén Blades’ Konterfei 1994 statt jenes des Privatisierungs-Apologeten Ernesto Pérez Balladares die Titelseiten der Zeitungen geziert. Ein grüner Salsero als Präsident. Vielleicht wäre der Bevölkerung damit so manch Negatives erspart geblieben. Denn Rubén Blades hatte mit seinen Schwerpunkten Basisdemokratie, Umweltschutz, Frauen- und Minderheiten-Rechte ein Programm, das politisch so fortschrittlich war wie seine Salsa musikalisch: Immer wieder hatte Blades rockige oder afrikanische Einflüsse eingebaut.

Nur konsequent für einen Mann, der mit „Pedro Navaja“ Ende der 1970er das panamaische Pendant zum Brecht’schen Mackie Messer komponiert und sich mit seiner Salsa durchgeboxt oder besser durchgesungen hat. Nicht irgendwo, sondern da, wo damals das Mekka der Salsa war – in New York. Dort residierte das berühmte Fania-Plattenlabel, Heimat von Megastars wie Celia Cruz oder Willie Colón, wo der Jungspund aus Panama-Stadt anheuerte. Allerdings erst, nachdem er die ersten Semester Jura und Politik noch in Panama-Stadt studiert und das Studium schließlich in New York, wohin seine Eltern emigriert waren, fortgesetzt hatte.

Und erst nachdem er zunächst als Postbote den Stars die Briefe vorbeigebracht hatte. Dennoch dauerte es nicht lange, bis Willie Colón den talentierten Mann unter seine Fittiche und in seine Band aufnahm.

Schon das erste Album „Metiendo Mano“ von 1977 wurde dann zum Megaerfolg und die folgenden Alben übertrafen das Debüt des Multitalents noch. Rubén Blades hat es damit geschafft, der Salsa nachdenkliche Texte wie im Song „Sicario“ über die Auftragskiller in der Region oder die Bedeutung der Familie in „Amor y Control“ zu verpassen.

Nun kommt das Multitalent nach fünf Jahren als Tourismusminister seines Landes erstmals wieder nach Hamburg. Mit neuem Repertoire und einer neuen Show. Aber mit seiner vertrauten Band.

■ Di, 10. 7., 21 Uhr, Fabrik, Barnerstraße 36

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