Latschen für die Energiewende

Ak­ti­vis­t*in­nen wandern von Gorleben nach Garzweiler

Der Kreis der Unterstützer sei zuletzt immer größer geworden, freut sich Elisabeth Hafner-Reckers. Die Anti-Atom-Aktivistin aus dem Wendland ist eine der Organisatoren des „Kreuzwegs für die Schöpfung“. Er führt von Gorleben in Niedersachsen zum Dorf Lützerath am Braunkohletagebau Garzweiler in Nordrhein-Westfalen. Start ist an diesem Sonntag an den Gorlebener Atomanlagen.

Die Marschiererinnen und Marschierer wollen die rund 500 Kilometer lange Strecke in 26 Tagesetappen bewältigen, die Hälfte davon führt durch Niedersachsen. Neben Umweltverbänden und Bürgerinitiativen aus Niedersachsen rufen so unterschiedliche Gruppen wie die Evangelische Kirche im Rheinland, die katholische Fraueninitiative Maria 2.0 und Greenpeace Energy zur Teilnahme auf. Auch gibt es viele Angebote an der Strecke, sagt Bina Friedrich aus der Vorbereitungsgruppe: Einzelpersonen, Klimagruppen und Kirchengemeinden bereicherten den Kreuzweg vor Ort mit Veranstaltungen, Andachten, Konzerten und nicht zuletzt der nötigen Infrastruktur.

Diese sei besonders wichtig, denn wegen der Coronapandemie seien viele Häuser, die sonst Wandergruppen aufnehmen, noch geschlossen. „Zum Glück sind wir nicht anspruchsvoll“, so Friedrich. „Uns genügt eine Zeltwiese und Zugang zu Sanitäranlagen.“ Der Weg führt an vielen politisch neuralgischen Punkten vorbei. Unter anderem liegen das Atomkraftwerk Grohnde bei Hameln, das Kohlekraftwerk Datteln im Ruhrgebiet, die Zentrale des Energiekonzerns RWE in Essen und der Sitz der nordrhein-westfälischen Landesregierung in Düsseldorf auf der Route. An diesen und anderen Orten – so auch vor einem Schlachthof der Firma Tönnies in Rheda-Wiedenbrück – sollen Kundgebungen abgehalten werden.

Der Kreuzweg stelle sich in die Tradition der langjährigen Proteste der Anti-Atom-Bewegung, sagt Reckers-Hafner. Schon 1988 trugen Aktivisten aus Wackersdorf in Bayern ein Kreuz an den damals neuen Anti-Atom-Brennpunkt Gorleben. Dieses Mal gehe es darum, den Protest gegen Atomkraft, Braunkohle und neue Autobahnen zusammenzuführen: „Der gleichzeitige Ausstieg aus Kohle, Gas und Atom ist zwingend notwendig und auch machbar.“ Die Teilnehmer des diesjährigen Kreuzwegs schleppen ebenfalls ein großes Holzkreuz mit sich. Auf der Suche nach einem möglichen dauerhaften Stellplatz für das Kreuz wurden die Aktivisten jetzt fündig. Das kleine Grundstück, auf dem früher die Kapelle von Lützerath stand, ist noch im Besitz der Pfarrgemeinde Immerath. Die Initiative „Die Kirche(n) im Dorf lassen“, die sich gegen den Braunkohletagebau engagiert und zu den Unterstützern des Kreuzwegs zählt, will das Areal nun kaufen. Interessierte sind zum Mitwandern eingeladen. Reimar Paul