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: Katalanische Wurzeln

taz-Leser kennen François Misser als dienstältesten Afrika-Reporter der taz: Seit den 1980er Jahren ist er vorzugsweise in Kongo, Ruanda und Burundi unterwegs gewesen und analysiert die Politik des gesamten Kontinents. Jetzt hat der in Brüssel ansässige Journalist eine Biografie seines Vaters vorgelegt: Joan Misser, katalanischer Widerständler gegen die Franco-Diktatur und später Spanischlehrer an der berühmten Journalistenschule von Lille in Frankreich. Mit „Joan Misser i Vallès: Un combat per la justícia i la pau“ (Ein Kampf für Gerechtigkeit und Frieden) geht Francesc Misser, wie der Autor auf Katalanisch heißt, jetzt auf Lesereise in Katalonien.

„Tu, was du willst, aber denk nach!“ habe ihm sein Vater als Lebensmotto hinterlassen, schreibt François Misser in seiner Einleitung über den Mann, den er als „ökumenischen Pazifisten“ bezeichnet. Sein Leben, von 1921 bis 2015, „vom Rif-Kolonialkrieg in Marokko bis zu den Anschlägen auf Charlie Hebdo“, ist geprägt vom Spanischen Bürgerkrieg, von der Franco-Diktatur, von der europäischen Friedensarbeit mit Pax Christi nach dem Zweiten Weltkrieg, von der Flucht nach Frankreich 1959. Es geht um Solidarität und Freundschaft, um Engagement „ohne Gefälligkeiten und ohne Gewissheiten“ bis ins hohe Alter.

Auch außerhalb Kataloniens müsste man sich für europäische Lebensgeschichten interessieren. Aktuell bekümmert François Misser aber die Einschränkung der Reisefreiheit in Coronazeiten: 50 Euro für einen Test, um Belgien verlassen zu dürfen – was für ein Rückschritt!

Dominic Johnson