Erst Kirche überfallen, dann die Trauerfeier

NIGERIA Über 100 Tote bei einem blutigen Wochenende im Bundesstaat Plateau, ein Gebiet muslimisch-christlicher Spannungen. Auch Politiker getötet. Vor allem muslimische Milizen verantwortlich

LAGOS afp/taz | Bei ethnischer Gewalt im zentralnigerianischen Bundesstaat Plateau sind am Wochenende über 100 Menschen getötet worden. Mindestens 80 Menschen seien umgekommen, als Angehörige der Volksgruppe der Fulani am Samstag mehrere Dörfer überfallen hätten, sagte der Sprecher von Gouverneur Jonah Jang am Montag. Dann wurden am Sonntag mindestens 22 Menschen beim Angriff auf die Beerdigung von 50 Opfern des Vortags getötet.

Diese 50 waren am Samstag bei einem Überfall auf die christliche „Church of Christ“ im Dorf Masek ums Leben gekommen. Die Kirche wurde von Milizionären des muslimischen Fulani-Volkes angezündet, nachdem dort die Dorfbewohner Zuflucht vor den ersten Angriffen der Miliz gesucht hatten.

Unter den Opfern des blutigen Angriffs auf die Trauerfeier vom Sonntag war Senator Gyang Dantong, Vertreter von Plateau-Nord im nigerianischen Oberhaus und Vorsitzender des Gesundheitsausschusses im Senat. Getötet wurde auch der Mehrheitsführer des Parlaments des Bundesstaats Plateau, Gyang Fulani. Beide gehören der nigerianischen Regierungspartei PDP (Demokratische Volkspartei) an. Mehrere weitere Politiker und Ehrengäste kamen nur knapp mit dem Leben davon, berichtete nigerianische Medien.

Die Fulani sind eine muslimische Bevölkerungsgruppe, bei den Opfern handelt es sich laut Behörden um Angehörige der christlichen Bevölkerungsgruppe der Birom. Zwischen beiden Gruppen kommt es immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen. Im März 2010 attackierten Angehörige der Fulani mehrere Birom-Dörfer und töteten mehr als 500 Menschen.

Gouverneur Jang verhängte als Reaktion auf die Gewalt und aus Sorge vor Racheakten eine Ausgangssperre. Laut Augenzeugen haben christliche Jugendliche Straßensperren errichtet.