berliner szenen
: Echt viele Irre in der Stadt

Dit is die falsche Maske! Und Essen is hier schon gar nich!“ Die Ansage des jungen Securitymannes im M45er-Bus schreckt mich aus meinen Gedanken. Der etwa 15-jährige Junge am anderen Ende des Busses, der von ihm vor allen anderen zurechtgewiesen wurde, da er statt einer FFP2-Maske eine einfache medizinische Maske trägt und anscheinend gerade im Begriff war, sie zu lüften, um etwas essen zu können, entschuldigt sich sichtlich peinlich berührt und packt seine Bäckertüte schnell ein.

Ich schüttle den Kopf. Während der gesamten Pandemie habe ich in Berlin nie eine Maskenkontrolle in den Verkehrsmitteln erlebt. Jetzt, da die Zahlen sinken, haben sie es also endlich geschafft, ­Security dafür einzusetzen.

Im letzten Jahr habe ich einige Male Situationen erlebt, in denen ich mir gewünscht hätte, dass Security da ist.

Da war ein Mann im Bus, der mich bedrohte, weil meine Tochter eine Maske trug.

Und ein Mann ohne Maske in der U8, der ein Schild „Ich habe kein Corona und auch keine Angst!“ trug und alle anschrie: „Da hat Merkel es also geschafft. Alle sind vermummt … Ich fordere: Masken ab!“ und dann, als sich tatsächlich ein paar junge Leute fanden, die ihre Maske abnahmen, hinzufügte: „Die Pandemie ist eine Komödie. Oder doch eine Tragödie?“ und dann laut lachend ausstieg.

Während ich an seinen seltsamen Auftritt denke, betritt eine Frau ohne Maske den M45er. Vom Securitymann aufgefordert, sich eine FFP2-Maske aufzusetzen, meint sie: „Ach nö du, von der kriege ich Pickel“ und will sich setzen. Er fordert sie zum Aussteigen auf. Sie wird laut. Als der Bus nach fünf Minuten Diskussion letztendlich ohne sie weiterfährt, meint der Securitymann zum Busfahrer: „Oh Mann, gibt schon echt viele Irre in der Stadt.“ Eva-Lena Lörzer