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wortwechselIn Berlin reicht Chuzpe. Keine Ruhe in Nahost

Le­se­r:in­nen uneinig, ob Giffey hätte bleiben sollen. Verschwindet Die Linke ins Nirvana und wer wählt eigentlich die SPD? Kann „Ein Staat für alle“ den Nahostkonflikt befrieden?

Fransiska Giffey in Bellevue Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

Ins Nirvana?

„Nah am Abgrund“,

taz vom 11. 5. 21

Krisenzeiten sind oftmals Augenblicke der prozentualen Hochkonjunktur für Oppositionsparteien. Lange Zeit schien es so, als ob die Bundesregierung für ihr Management in der Coronapandemie große Zustimmung aus der Bevölkerung ernten könnte. Doch nicht allein Markus Söder verspürt aktuell eine „Wechselstimmung“. Nicht nur, dass die Unterstützung für die Arbeit der gesamten Koalition schwindet. Auch die tragende Kraft im Regierungsbündnis muss Federn lassen, CDU/CSU sind in unterschiedlichen Umfragen nur noch zwischen 3 und 4 Prozent vor den „Grünen“. Gleichzeitig, so erwartet man es bei Gegenwind für Christ- und Sozialdemokraten, steigen die Werte für die FDP und die AfD an. Doch obwohl das Virus mittlerweile ganz offen sichtbar nicht nur der Wirtschaft im Gesamten schadet, sondern auch bei den Menschen im Portemonnaie zu zunehmender Leere führt, kann gerade jene politische Kraft nicht vom Misstrauen in die Regierung profitieren, die noch bei den letzten Nachwahlbefragungen zu den Landtagswahlen in Baden-Württemberg überproportional viel Rückhalt für ihre sozialen Kompetenzen durch die Wähler erhielt: Die Linke sinkt in den Meinungserhebungen weiter ab – und droht nun sogar auf Bundesebene im Nirvana zu verschwinden.

Dennis Riehle, Konstanz

Guten Job gemacht

„Bloß keine Personaldebatte“,

taz vom 20. 5. 21

Dass Frau Giffey nun nach einer monatelangen Schmutzkampagne gegen sie nun schlussendlich freiwillig ihren (Doktor-)Hut nahm, spricht doch absolut für sie. Viele ihrer Kolleginnen und Kollegen, die viel mehr Grund dazu hätten, bleiben doch an ihren Posten kleben. Vielleicht sollten wir uns jetzt einmal ganz allgemein Gedanken über den Sinn und Unsinn eines Doktortitels machen. Frau Giffey hat sich doch in all den Jahren nach Abgabe ihrer Doktorarbeit weiterentwickelt und alles in allem für den Bund einen sehr guten Job gemacht.

Ulli Herzau, Berlin

Technikfeindlich?

„Wir sind Trump“,

taz vom 19. 5. 21

Die angesprochenen Aspekte der Problematik Social Media bestätigen mich in dem, was ich seit Langem denke und vermute. Daher nutze ich Social Media bewusst weder aktiv noch passiv, auch wenn ich natürlich weiß, dass mir damit einiges (auch Positives) entgeht. Mit meiner Einschätzung gelte ich bei anderen wahlweise als übervorsichtig, Technikfeindin oder alte Frau, die keine Ahnung hat.

Was ich nicht nachvollziehen kann, ist, dass die meisten, insbesondere Digital Natives, sich der Problematik durchaus bewusst sind, dann aber nicht handeln, sondern weiter mitmachen und die „sozialmediale Kaputtheit“ weiter befeuern.

Die Szene-Aussteiger und Insider, die ihren Kindern die Nutzung verbieten, sollten uns doch zu denken geben!

Irene Meyer-Herbst, Bremen

SPD schaden

„Warum ich nicht mehr die SPD wähle“, taz vom 15. 5. 21

Eine ganze Seite „Warum ich nicht mehr die SPD wähle“. Es wundert mich eigentlich nicht mehr. Das ist der Trend, den ich in der Presse – auch bei der taz – zu Beginn des Wahlkampfes beobachte: der SPD schaden, die SPD niederschreiben – und dann Krokodilstränen weinen! Warum wählt die taz nicht auch jemanden aus, der fragt „Warum ich diesmal wieder die SPD wähle“? Solche Leut gibt es doch genauso!

Wolfgang Schief, Herrsching a. Ammersee

Nachrichtenmittel

„Wir sind Trump“,

taz vom 19. 5. 21

Wie gewohnt beschreibt Jagoda Marinić mit klugem Verstand und Empathie den neuerlichen Nahostkonflikt und hält uns dabei überaus reflektierend einen Spiegel vor.

Sie stellt die Frage, wie unsere demokratische Gesellschaft notwendigerweise substanziellere und kritikbefähigtere Diskurse führen kann. Weil wir in der Tat inzwischen klar haben erkennen müssen, dass die sozialen Medien gemeinhin kein probates Nachrichtenmittel sind, wohl auch nicht sein können. Allein die allenthalben erwartete Schnelligkeit und Prägnanz, die zudem oftmals an den Tag gebrachte Wissens- und Gewissenslosigkeit stehen redlicher Unterrichtung, Reflexion und Beurteilung gegenüber. Die Lösung scheint mir hiernach klar: Die demokratische Relevanz seriöser, öffentlicher Informations- und Meinungsquellen ist in der heutigen Medienwelt wertvoller denn je zuvor. Und diese Einsicht sollte nicht unterschätzt werden, weder von Mediengestaltern noch von Medienverbrauchern.

Matthias Bartsch, Lichtenau

Klares Nein zu Giffey

„Aber für Berlin reicht’s noch. Oder?“,

taz vom 20. 5. 21

Der taz-Titel „Aber für Berlin reicht’s noch. Oder?“ muss mit einem klaren Nein beantwortet werden. Schließlich besteht die entscheidende Achillesferse von Franziska Giffey vor allem darin, dass nach wie vor eine echte Entschuldigung bei ihrer früheren Hochschule fehlt, obwohl Politiker*Innen, die unter sehr fragwürdigen Aspekten nur für die eigene Karriere beziehungsweise Visitenkarte promovieren, nicht nur sich selbst, sondern den gesamten Wissenschaftsbetrieb und damit ebenfalls viele ehrliche Dok­to­ran­d*In­nen diskreditieren.

Deshalb bleiben hier leider in jedem Fall erhebliche Zweifel an der Eignung für weitere höhere politische Aufgaben, zumal gerade eine Partei wie die SPD, die sich so gerne sich als Anwalt der kleinen fleißigen Leute ausgibt, sich keine schummelnden Führungskräfte in abgehobenen Sphären leisten kann!

Rasmus Ph. Helt, Hamburg

Kirche und Finanzen

„Kirchentaz“,

taz vom 12. 5. 21

Es ist erschreckend, wie viel Unwissenheit über die finanziellen Strukturen der Kirchen selbst in Journalistenkreisen herrscht. Die vier Seiten kirchentaz beinhalten Halbwahrheiten, grobe Unwahrheiten und liefern keinerlei Hintergrundinformationen außer religiösem Gesäusel – einer kritischen Zeitung wie der taz völlig unwürdig. Caritas und Diakonie werden gelobt – schon vergessen, dass die Caritas gerade vor Kurzem einen Flächentarifvertrag für die Pflegebranche sabotiert hat? Die sozialen Belange werden den Kirchen zu fast 100 Prozent vom Staat erstattet, sind also keineswegs soziale Leistungen der Kirchen. Der Staat braucht dann wie auch bei Kindergärten keine eigenen Institutionen anzubieten. Dafür nehmen sich die Kirchen den sogenannten Dritten Weg heraus, nämlich keine gesetzlich garantierten Arbeitnehmerrechte wie Streikrecht und Tarifverträge, sondern verlangen auch noch die Zugehörigkeit zu den Konfessionsgemeinschaften. Kirchensteuer von jährlich circa 12 Millionen Euro und Staatsleistungen von circa 500 Millionen Euro erhalten die Kirchen zusätzlich.

Anneliese Fleischmann-Stroh, Heilbronn

Chuzpe statt Doktortitel

„ Aber für Berlin reicht’s noch. Oder?“,

taz vom 20. 5. 21

„Aber für Berlin reicht’s noch. Oder?“ Wo, wenn nicht im Wowereit’schen Berlin, passt ein verkrachter Lebenslauf. Wo, wenn nicht in dieser saloppen Stadt, gewinnt man mit ordentlich Chuzpe die Herzen der Leute, aber doch nicht mit Doktortitel. Wer, wenn nicht das taz-Team mit seinen gelebten Lebensläufen, zeigt sich hier souverän-tolerant. Denn natürlich kommt es letztendlich auf die Inhalte der Kandidaten an. Eigentlich. Aber Berlin wäre nicht Berlin, wenn es nicht viel mehr darum ginge, wer die authentischste Indianerhäuptlingerin ist. Und das ist auch gut so. Christoph Behrendt, Schorndorf

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