Auf aufblasbarer Leinwand

Die Open Air Kinosaison in NRW ist eröffnet. Jeder Standort muss einen besonderen Charakter haben und zum gezeigten Filmwerk passen. Dafür wird auch einfach mal eine Bundesstraße gesperrt

VON HOLGER ELFES

Wenn die Nächte länger werden, beginnt die Saison der Open Air Kinos. Wieder mit neuen Veranstaltungsorten in NRW, denn die Abendfilme boomen, obwohl der Besuch immer mit dem Risiko verbunden ist, nass zu werden. Bereits zum achten Mal geht die Filmstiftung NRW auf Tour: Nur für einen Tag wird die aufblasbare Leinwand an einem atmosphärischen Ort aufgestellt, um den dorthin passenden Film zu präsentieren. Fester Bestandteil des Konzepts ist ein Überraschungskurzfilm aus NRW und der freie Eintritt.

Die aus Frankreich importierte Idee ist auch eine sympathische Art, das größte Bundesland Deutschlands kennen zu lernen. „Es muss nicht unbedingt ein klassisch schöner Ort sein, wo wir die Filme zeigen“, sagt Organisatorin Anna Frantl. Er müsse nur einen speziellen Charakter haben und zum gezeigten Film passen. Dann wird auch einmal die Bundesstraße 227 in Heiligenhaus kurzerhand zum Freiluftkino umfunktioniert. Wo normalerweise täglich 20.000 Fahrzeuge durchbrettern, wird am kommenden Sonntag tonnenweise Sand aufgeschüttet und abends auf dem Asphalt getanzt. Ganz wie im dort gezeigten Hollywood-Musicalfilm „West Side Story“ (USA, 1961).

In Düsseldorf heißt die Veranstaltung mit der aufgeblasenen Leinwand „hafenlichtspiele“: Die Filmwerkstatt Düsseldorf zeigt ihr anspruchsvolles Kino bei Einbruch der Dunkelheit mitten im Medienhafen. Vor dem Hauptfilm wird auch ein Kurzfilm von FilmemacherInnen aus Düsseldorf präsentiert. Highlight wird das afrikanische Sozialdrama „Dôlè – Das Glücksspiel“ werden, der erste Film, der seit 1978 in Gabun gedreht wurde. Da spielen Laiendarsteller ihre realen Rollen, zeigen die Gewalt und den Kampf ums Überleben in den Straßen von Libreville. In der Frauen-Nacht ist der deutsche Film „Nachbarinnen“ zu sehen. Er erzählt über die Freundschaft einer Deutschen und einer Polin, die sich vor der Polizei verstecken müssen.

Jenseits des sommerlichen Main-Streams bewegen sich die Internationalen Stummfilmtage in Bonn, die der örtliche Förderverein Filmkultur veranstaltet. Im Arkadenhof der Bonner Universität werden bekannte Filme aus der Frühzeit des Kintopp zu sehen sein. Zum Beispiel von Regisseuren wie Buster Keaton („Der General“, USA 1926), Alfred Hitchcock ( „Der Mann von der Insel Man“, GB 1929) und Erich von Stroheim („Die lustige Witwe“, USA 1925). Aber auch avantgardistische Künstlerfilme. „Wir bedienen nicht ein bestimmtes Genre, sondern laden ein zu einer furiosen Reise durch die frühe Filmgeschichte“, sagt Organisator Mark Heinold. Besonderer Clou bei Deutschlands größtem Stummfilmfestival ist die hochklassige Life-Musikbegleitung der Zelluloid-Schätzchen von Künstlern wie Joachim Bärenz aus Essen, Deutschlands dienstältestem Stummfilmpianisten.

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