wortwechsel
: Chancenungleichheit und Impftermine

Ist es gut oder schlecht, dass die Bevölkerungszahl in China abnimmt? Für den Impftermin braucht man Geduld. Nicht nur Geld, sondern eine Schulreform brauchen die Kinder!

Vater holt Kind von der Schule ab in Peking Foto: Todd Lee/ZUMA Wire/imago

Rückgang ist gut

„Chinas Bevölkerung wird bald schrumpfen“, taz vom 12. 5. 21

Sie schildern die Bevölkerungsentwicklungen in China und Indien. Tenor: Bevölkerungsrückgang ist schlecht, die Inder können stolz sein, dass sie mit ihrer Bevölkerungszahl die Chinesen demnächst überholen werden. Wie naiv!

Es gibt keinen einzigen kritischen Satz zum Wachstum der Einwohnerzahlen. Dabei steht in Zeiten der verzweifelten Suche nach Vermeidungsmöglichkeiten von CO2-Emissionen fest, dass die CO2-Menge direkt mit der Bevölkerungszahl korreliert ist. Ein problemlösender Beitrag kommt dem Bevölkerungsrückgang in sämtlichen Bereichen der Plünderung unseres Planeten zu: Rohstoffe, Bauland, Regenwälder, Wasserressourcen und anderes.

Ich habe China immer für den Mut bewundert, sein Bevölkerungswachstum zu begrenzen und damit die Zukunftsfähigkeit der Nation zu erhalten. Diese Leistung ist im üblichen China-Bashing des arroganten Westens untergegangen.

Ortwin Peithmann, Hagen

Besser für Frauen

Es heißt in dem Artikel: „Die demografische Zeitbombe ist längst die größte Drohung für den Chinesischen Traum“. Dieser Satz ist eine Meinung des Journalisten. Denn die chinesischen Bevölkerungspolitik hatte genau dieses Ziel: Eingrenzung und Reduzierung des Bevölkerungswachstums.

Die rigorosen Kontrollen haben dieses Ziel nur mit Einschränkungen erreichen können. Wichtiger waren eine bessere Ausbildung der Frauen und der leichte Zugang zu empfängnisverhütenden Mitteln. Grundsätzlich ist zu sagen: Es gibt kaum ein Weltproblem, das sich nicht mit einer geringeren Bevölkerungsdichte leichter lösen ließe! Theo Tekaat, Mainz

Impftermine

„Viele erreichen wir nicht gut genug“,

taz vom 11. 5. 21

Herr Erdmenger beklagt in dem Artikel, dass viele nicht gut genug erreicht werden. Meine Frage: Sind die Impftermine gut zu erreichen?

Ich bin in der komfortablen Situation einen Teilzeit-Homeoffice-Job zu haben, verfüge über Internetzugang, kann mir meine Zeit frei einteilen. Meinen Berechtigungscode und meinen Impftermin habe ich nach 16 Tagen erhalten. Herr Erdmenger hat erkannt, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen sozialem Status, Bildungsniveau, Sprachbarrieren und Impfengagement. Die von ihm genannten Punkte können auch einen Einfluss haben. Aber eine Chancengleichheit beim Zugang zu Impfterminen gibt es ganz sicher nicht! Armin Schäfer, Karlsruhe

Chancenungleichheit

„Jetzt die Bildungsrevolution“,

taz vom 8. 5. 21

Anna Lehmann verweist zu Recht auf die inzwischen hinreichend bekannte Erkenntnis, dass die Coronapandemie die bestehende Chancenungleichheit im Bildungssystem noch verschärft. Auch ihre Folgerung, dass die Pandemie eine Chance auf verändertes Lernen bietet, ist ebenso nachvollziehbar wie die daraus abgeleiteten Forderungen nach mehr Geld und dem Mut, „die richtigen Schlussfolgerungen aus der Krise zu ziehen“.

Ohne verändertes Lernen wird Bildung in der digitalen Welt nicht gelingen, werden Kinder und Jugendliche sich nicht zu mündigen Erwachsenen entwickeln können.

Zu kurz kommt in dem Artikel jedoch die Tatsache, dass eine Reform der Schulstruktur unabdingbar ist. Die überkommenen deutschen Schulstrukturen verhindern erfolgreiches, nachhaltiges Lernen. Kleine „Reförmchen“ der letzten 20 Jahre haben bewiesen, dass Bildungsbenachteiligung aufgrund der sozialen Herkunft nicht reduziert werden kann, solange Kinder nach der Grundschule in eine von zwei, drei oder mehr Schubladen einsortiert werden.

Angelika Neubäcker, Kempten

Die Türkei und Evangelikale

„Hans will bleiben“, taz vom 7. 5. 21

Immer wieder bin ich überrascht, erstaunt, entsetzt, wie kritik- und distanzlos über Religion berichtet wird. Völlig naiv wird hier über einen Evangelikalen in einem larmoyanten Text geschrieben. Auf die problematische Geisteshaltung der Evangelikalen zu Gesundheitsproblemen oder selbstbestimmtem Leben in Fragen der Abtreibung wird überhaupt nicht eingegangen. Diese Probleme werden noch nicht einmal genannt, geschweige denn kritisch hinterfragt.

Die problematische Entwicklung von Religionen und der Religionsfreiheit in der Türkei gehört in ganz anderer Form dargestellt. Ein solcher Artikel klingt nach evangelikalem Kirchenblättchen und hat in der taz nichts zu suchen.

Anneliese Fleischmann-Stroh,

Heilbronn

System Kapitalismus

„Patentlösung dringend gesucht“, taz vom 7. 5. 21

Es ist schon interessant, dass selbst in der taz nicht der Hauch einer Idee davon aufkommt, dass es schlicht am System Kapitalismus liegt, dass sogenannte Dritte-Welt-Staaten auch bei der Covid-19-Pandemie die Verlierer sind.

Es ist das per se kranke, zutiefst unmenschliche System Kapitalismus, was zu derart perversen Situationen führt. Aber alles andere ist ja „kommunistisch wie in China oder Nordkorea“.

Wie lange wird es den Mainstream-Medien noch gelingen, eine derartige Fake-Propaganda aufrechtzuerhalten? Astrid Salzmann, Berlin

Gemeinsames Sorgerecht

„Heiraten ist vollkommen

überflüssig“, taz am wochenende vom 8. 5. 21

Die bundesdeutsche Realität ist in vielen Fällen eine ganz andere, wofür ja auch die Vielzahl an Scheidungen spricht, die allzu häufig in aufwendigen Gerichtsverfahren unsere Familiengerichte beschäftigen.

Ein automatisches gemeinsames Sorgerecht würde bedeuten, dass der Kindsvater für die Jahre bis zur Volljährigkeit des Kindes auch nach der Trennung massiv in die Lebensrealität der Mutter eingreifen kann. Ist er der Kindsmutter nicht mehr wohlgesinnt, kann er aufgrund des geteilten Aufenhaltsbestimmungsrechts ihr verbieten wegzuziehen, ihr Urlaubsreisen mit dem Kind versagen.

Menschen, die ungeplant Eltern werden, wären für die nächsten 18 Jahre eng aneinandergeknüpft. Natürlicherweise wird das Neugeborene bei der Mutter leben, die dann im Nachgang für jegliches Formular die Unterschrift des Vaters einholen muss.

Es kann für sie eine jahrelange mühselige Aufgabe werden, die notwendigen Unterschriften des Kindsvaters für geplante Operationen, Impfungen, Kitaplätze, Eröffnung von Bankkonten, Schulartenwahl und so weiter zu erhalten.

Andreas Seelich Nürnberg

Der DFB und Fritz Keller

„Desolates Bild“, taz vom 12. 5. 21

Was fällt mir zum DFB ein? Größter Sportverband der Welt – Korruption – (Alt-)Männerriege – Macht – Seilschaft – Intransparenz.

Eigentlich hat die schönste Nebensache der Welt etwas Besseres verdient, als mit diesen Begriffen verbunden zu werden.

In der Vergangenheit wurde viel gemauschelt und das meiste davon wissen wir noch gar nicht. Nun ist es bestimmt schwierig, Licht ins Dunkel zu bringen. Aber will man das überhaupt?

Nach dem Fall von Fritz Keller hören wir plötzlich Namen wie Hoeneß oder Rummenigge. Sie könnten Ämter beim DFB übernehmen und Ordnung schaffen. Eigentlich eine gute Idee. Denn die oben genannten Begriffe (Korruption, Männerriege) sollten auch in Bayern bekannt sein. Es gibt also Hoffnung! (Scherz)

Achim Bothmann, Hannover