Ins kalte Wasser

Die Initiative Spree2011 will das Baden in der Spree wieder möglich machen – mit Auffangtanks für Regenwasser

„Die Arme nicht vergessen …!“ „Und strecken …!“ – so oder so ähnlich lautende Befehle konnten Sommerfrischler bei einer Dampferfahrt im 19. Jahrhundert auf der Spree vernehmen. Mit Leibesübungen im kalten Nass vergnügten sich die Berliner in zahlreichen Fluss- und Badeanstalten entlang der Spree. Das Projekt „Spree2011“ will diese Badetradition wiederbeleben.

Ab 2011, so die Vision des Projektinitiators Ralf Steeg, planschen allerorten erholungsbedürftige Städter im Fluss. Über sein Ziel, in nur sieben Jahren das Wasser in der Spree badefähig zu machen, informiert eine kleine Ausstellung in der Arena in Treptow. Sie eröffnet im Rahmen des Europäischen Flussbadetages am kommenden Sonntag. Badenixen können dann ab 14 Uhr mit einem „Big Jump“, so der Name der Aktion, in 30 europäische Flüsse hüpfen. Auch in Berlin – allerdings vorläufig nur ins Becken des dortigen Badeschiffs. Gleichzeitig läuft dort das Kinderkostümfest „Leben auf, im und unter Wasser“.

Mit den Aktionen tritt Spree2011 erstmals an die Öffentlichkeit. „Die Belastung des Spreewassers entsteht nicht durch Chemiefabriken“, erklärt Steeg, der auch Mitarbeiter im Ingenieurbüro Offshore-Systems ist. Hauptursache seien Einleitungen über die Mischwasserkanalisation. Das Ableitungssystem transportiert das Regenwasser wie auch das Abwasser der Haushalte. Regnet es stark, läuft die Kanalisation über. Der Überschuss mündet in die Spree und verursacht die Schadstoffbelastung (die taz berichtete).

Der Lösungsvorschlag des Ingenieurs: Am Spreeufer werden schwimmende Tanks an den Abflussrohren installiert, die das überschüssige Abwasser auffangen. Sind die Rohre wieder frei, wird es zurück in die Kanalisation gepumpt. Eine im Juni 2004 fertig gestellte Machbarkeitsstudie der Fachhochschule für Wirtschaft und Technik bestätigt die technische Umsetzbarkeit des Projekts.

Es bleibt das Problem der Finanzierung. Derzeit liege bei der Bundesstiftung für Umwelt ein Förderantrag über rund 170.000 Euro, so Steeg. Bedingung sei allerdings, dass die Stadt Berlin 56.000 Euro Anteil aufbringe. Mit seinem Partner Klaus Gabrielli von der Kölner Projektgesellschaft ecom.Ag stehe er in Verhandlungen mit den Berliner Wasserbetrieben. Die restliche Finanzierung soll über die Vermietung der Tankoberflächen eingespielt werden. Auf dem Wasser könnten Bäder, Kinos oder Restaurants betrieben werden. TANIA GREINER