Bunte Lichter, schräge Töne

SOMMER IM MUSEUM (II) Das Flippermuseum in Schwerin zeigt eine 120 Apparate umfassende Sammlung. Zu DDR-Zeiten waren die blinkenden Geräte verpönt

Verdrängt wurden die Flipper in den Achtzigern von den Videospielen

Warum nicht den Sommer nutzen, um aufzuspüren, was die Peripherie oder – gut versteckt – die eigene Stadt an Kultur zu bieten hat? Wir stellen in dieser Serie einige Museen, Gedenkorte und Initiativen vor, die zu besuchen sich lohnen könnte.

Die Friesenstraße liegt etwas abseits in der Schweriner Weststadt. Am Mittag verlassen ein paar junge Leute die Berufsschule, ein paar Möwen schreien, ein Mann raucht, sonst ist wenig los. Das Haus Nr. 29 ist ein früheres Lehrlingswohnheim – ein Arbeitswelt-Mosaik aus den Fünfzigern im Treppenhaus inbegriffen. Und im Erdgeschoss ist das Flippermuseum eingezogen.

Tobias Struck öffnet die Tür zum Museum. Sein erster Weg führt an den Sicherungskasten, um die ausgestellten Geräte mit Energie zu versorgen. Zu DDR-Zeiten waren Flipperautomaten weitgehend verpönt, sagt Struck, dabei stand ihre „Wiege“ in Sachsen.

Wie also kam es zum Flippermuseum? Struck, der seit 17 Jahren sammelt, erinnert sich, dass Arne Hennes Kontakt mit ihm aufnahm: Die beiden Sammler trafen sich in Parchim, und schnell war die Idee für ein Flippermuseum geboren. Hennes und Struck leiten den Verein, der das Museum führt, die Sammlungen der Mitglieder bilden den Grundstock.

Flipper seien keine Glücksspielautomaten, sondern „Unterhaltungsgeräte“, sagt Struck. Das Museum wolle sie am Leben halten, denn hergestellt werden nur noch wenige. Zwischen 500 und 3.000 Euro muss man für ein gebrauchtes Gerät auf den Tisch legen, neue kosten 7.000 Euro. Der Reparaturaufwand für die rund 120 Flipper umfassende Sammlung ist hoch. Eintrittsgelder und Mitgliedsbeiträge halten den Verein am Leben; die Stadt Schwerin verlange weniger Miete für die Räume, als sie könnte, sagt Struck.

In dem früheren Lehrlingszimmer sind die Flipper teils thematisch, teils nach Zeiten sortiert. Da und dort kann man selbst versuchen, die rollende Kugel möglichst lange in Bewegung zu halten. Es gab Zeiten, da standen die Flipper überall: in Gaststätten, Geschäften, Waschsalons. Verdrängt wurden sie in den Achtzigern von den Videospielen: Die waren kleiner, weniger anfällig und leiser.

Neuerdings zieht Computer-Technik ins Innenleben der noch produzierten Flipper ein. Ursprünglich rollten die Kugeln auf Brettern, auf denen mit Nägeln Wege markiert waren – daher der ursprüngliche Name „Pinball“. Strucks Lieblingsflipper ist „Indiana Jones“ – Originalszenen des Films ließen sich aktiv erleben, findet er. Auch Fans von „Star Trek“ kommen im Flippermuseum auf ihre Kosten. Immer wieder piept es irgendwo, die Lichter sind bunt, die Flipper-Geräuschkulisse erinnert an frühe PC-Zeiten. Ursprünglich, erzählt Struck, seien Glocken in die Flipper eingebaut worden – solche Geräte seien kaum noch zu bekommen, weil die Wirte sie zuerst entfernten.

Sie hätten überlegt, selbst einen Flipper zu konstruieren, sagt Struck. Doch momentan haben sie genug damit zu tun, ihre Flipper aus den USA, Spanien und Italien am Laufen zu halten. Ein „Motor Show“ genanntes Gerät soll jetzt wieder originale Beine bekommen. Es lohnt sich, dem Flippermuseum einen Besuch abzustatten.  FRANK BERNO TIMM

Flippermuseum Schwerin: Friesenstraße 29, Fr 20–23 Uhr, So 14–18 Uhr sowie nach Vereinbarung. www.flippermuseum-schwerin.de