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Der Faschist hat Angst vor Frauen

Klaus Theweleit erhält den Adorno-Preis 2021 der Stadt Frankfurt am Main

Klaus Theweleit Foto: privat

Klaus Theweleit erhält den Theodor-W.-­Adorno-Preis 2021 der Stadt Frankfurt am Main, der seit 1977 vergeben wird und mit 50.000 Euro dotiert ist. Es ist zu begrüßen, dass er nun, man könnte auch sagen: endlich, diesen Preis erhält, stehen die „Männerphantasien“ doch wie ein solitäres Gebirge in der Theorielandschaft des 20. Jahrhunderts. Das 1977/1978 im Verlag Roter Stern von K. D. Wolff erschienene, zweibändige Werk stellt noch heute den theoretischen Hintergrund dar, vor dem Theweleit seine erhellenden und präzisen Interpretationen junger, männlicher Gewalttäter der Gegenwart formulieren kann.

Theweleit analysierte in „Männerphantasien“ die einen Körperpanzer erzeugenden psychischen Strukturen des faschistischen soldatischen Mannes. Er entwickelte auf Grundlage des Konzepts der „Wunschmaschine“ von Deleuze und Guattari, und indem er die Freud’sche Idee des Unbewussten einer kritischen Analyse unterzog, eine Theorie der faschistischen Gewalt als Angriff der Söhne auf die Sexualität der Mütter.

Theweleit konnte zeigen, dass der Faschismus auf der Ebene der Individuen, die ihn ins Werk setzen, zunächst kein politisches Problem ist, sondern ein psychisches, und dass die Idealisierung von Schwestern und Müttern als Folge einer symbiotischen Mutter-Kind-Beziehung und einer daraus resultierenden Ich-Störung bereits eine Entlebendigung von Frauen darstellt, die sich als physische Gewalt potenziell gegen alle Frauen richten kann. Dass die Gewalt gegen Frauen also kein irgendwie gearteter Nebenschauplatz des Faschismus ist, sondern dessen Glutkern ausmacht.

Für Faschisten sei der Geschlechterkampf wichtiger als der Klassenkampf, hielt Theweleit fest. Der Kommunismus, „die Roten“, das emanzipatorische Projekt stehen dabei für die Frau, der sich der Faschist nicht sexuell nähern kann, ohne in Gefahr zu geraten, sich aufzulösen. Der Faschismus als Form der Produktion des Realen ist, kurz gesagt, nicht Ausdruck von männlicher Macht, sondern von männlicher Angst vor Verflüssigung.

Ulrich Gutmair

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