Kein Platz für Skater

Die Magellan-Terrassen in der Hafencity sind Hamburgs neuer Vorzeigeplatz. Doch es gibt da ein Problem: schwarze Striche, gezogen von den Rollen der Skateboards. CDU und Hafencity wollen jetzt durchgreifen: Ein-Euro-Kräfte sollen Hilfssherrifs werden

von Yasemin Ergin

Hamburger Hafen, Magellan-Terrassen: Eine Gruppe erschöpft aussehender Rentner sitzt auf den sonnenwarmen Betonstufen, ihr Reiseleiter doziert über die Hamburger Politik der „wachsenden Stadt“. Doch was ist das? Aus dem Hintergrund dringen Klapper- und Rollgeräusche. Sie stammen von den Skateboardern, die sich in einer Ecke des weitläufigen Platzes gegenseitig dabei filmen, wie sie die Rampen und Stufen herunterfahren. Niemand scheint sich durch die Skater gestört zu fühlen – doch der Schein trügt. Der Eigentümer des Platzes, die Hafencity GmbH, und Politiker der Hamburger CDU wollen sie weg haben.

Gerade mal einen Monat ist es her, dass die Magellan-Terrassen mit großem Pomp eingeweiht wurden. Mit ihren drei Ebenen, die mit Bänken und Sitzstufen bestückt sind, haben die Terrassen etwas von einem Amphitheater. In den Boden sind farbige Ornamente eingelassen, die umliegenden Kaiwände wurden mit Fischmosaiken verziert.

Die von der katalanischen Architektin Benedetta Tagliabue entworfenen Terrassen sind der erste öffentliche Platz in der neuen „Hafencity“ und damit Teil eines Konzepts, das Hamburg als attraktive, wettbewerbsfähige Weltstadt zu positionieren sucht. Dabei stören die Skater, für die die Terrassen zu einem beliebten Treffpunkt geworden sind. „Skateboard-Ärger um die schönen Magellan-Terrassen“, titelte das Hamburger Abendblatt und benannte die Schäden: „Die hellen Böden, Bänke und Stufen sind mit dem Abrieb der Bretter und Rollen bedeckt. Kratzer auch in den stählernen Handläufen der Treppen“.

Tatsächlich durchziehen schon etliche schwarze Streifen, die eindeutig von Rollbrettern stammen, den weißen Beton einiger Bänke und Stufen. Es sind Abnutzungserscheinungen – vielleicht nicht schön, bei einem öffentlichen Platz wie den Megallan-Terrassen aber unvermeidlich. Von „Vandalismus“ spricht dagegen Christoph de Vries, CDU-Fraktionsvorsitzender im Bezirk Hamburg-Mitte. De Vries sorgt sich, weil das Bezirksamt in knapp einem Jahr die Terrassen von der Hafencity übernehmen soll. Der momentane Zustand sei „unannehmbar“: „Der Platz ist zum ungestörten Verweilen gedacht, nicht zum Skaten“, sagt der 30-jährige CDU-Politiker streng.

Eine kostengünstige Lösung für das Problem de Vries auch schon parat: Ein-Euro-Jobber sollen auf dem Platz für Ordnung sorgen. Problematisch finde er es nicht, Ein-Euro-Kräfte als Aufsichtspersonal einzusetzen, sagt de Vries. Schließlich solle es nicht beim Maßregeln von Skatern bleiben, die Aufsichtsfunktion solle vielmehr mit „Aufgaben im Servicebereich“ verbunden werden. Wenn Touristen orientierungslos herumirren, könnten die Ein-Euro-Kräfte ihnen den Weg weisen.

Höchste Zeit, dass jemand auf dem Platz die Kontrolle übernimmt, findet auch Susanne Bühler von der Hafencity GmbH. Es habe schon etliche Beschwerden von Besuchern wegen des Lärms und der Verschmutzungen gegeben, sagt Bühler, man müsse deshalb dringend etwas unternehmen. Geplant seien „sanfte Maßnahmen“ wie etwa das Anbringen von Stahleinschlüssen, die verhindern, dass die Skateboards an den Rampen herunterrutschen können.

Die Hafencity GmbH will das Problem nicht unnötig aufbauschen, zumal der Einsatz von Polizisten oder Sicherheitsbeamten der Attraktivität des Ortes abträglich sei. Ein-Euro-Jobber als „Platzkümmerer“ könnte sich Susanne Bühler jedoch nicht nur vorstellen, sie hält das für die „ideale Alternative“.

Sowieso hat die Hafencity GmbH für die kommenden Wochen die aktive Bespielung der Terrassen geplant. Autoren aus der Hamburger Literaturszene werden Lesungen abhalten, im August soll jede Nacht ein Film über Seekühe an die umliegenden Wände projeziert werden. „Wenn der Platz erstmal anders genutzt wird, werden die Skateboarder schon von alleine weiterziehen“, hofft Susanne Bühler.

Sollten die Skater dennoch nicht weichen, gäbe es sogar noch eine andere Lösung, wie ihre Spuren beseitigt werden könnten. Vorgeschlagen hat sie Reiner Nagel, einer der Geschäftsführer der Hafencity GmbH. „Die Flächen lassen sich einfach und kostengünstig mit Hochdruckstrahlern reinigen“, sagte er gegenüber dem Abendblatt.