heute in bremen: „Das ist ein unhaltbarer Zustand“
Dieter Winge, 58, ist Sozialpädagoge und Sprecher der Bürgerinitiative Oslebshausen und Umzu.
Interview Jan Zier
taz: Heute gibt eine Info-Veranstaltung zur neuen und sehr umstrittenen Bahnwerkstatt, die Oslebshausen bekommen soll. Freut Sie das nicht, Herr Winge?
Dieter Winge: Im Grunde genommen schon, denn bisher ist mit dem Thema ja nicht so sehr transparent umgegangen worden. Da blieb vieles im Verborgenen, an stichhaltige Informationen kamen wir nur scheibchenweise. Bis heute habe ich auch keine offizielle Benachrichtigung bekommen, dass es diese Informationsveranstaltung heute überhaupt gibt, und erfuhr es selbst erst am Freitag. Es gab auch keine Presseeinladung dazu. Das ist schon echt ein dicker Hund – und ein unhaltbarer Zustand.
Vermuten Sie dahinter eine böse Absicht?
Das will ich nicht unterstellen.
Von offizieller Seite heißt es immer: Es können sich ja alle Betroffenen dazu äußern, wenn dann das Planfeststellungsverfahren läuft. Reicht das nicht?
Dann sind ja schon Fakten geschaffen! Stadt und Land Bremen hätten schon im Vorfeld auf die Planung Einfluss nehmen können – so aber hat der Hersteller der neuen Regionalzüge, ein privatwirtschaftlich organisiertes Unternehmen, eine Standortentscheidung getroffen – und es wird so getan, als ob das völlig normal sei. Der eigentlich notwendige politische Prozess, der die Frage klärt, wo aus stadtentwicklungspolitischer Sicht der beste Standort für eine Bahnwerkstatt ist, hat nie wirklich stattgefunden. Das reicht uns nicht – zumal der Koalitionsvertrag unserem Ortsteil eine Entlastung von Lärm, Gestank und Verkehr versprochen hat. Nun passiert aber das Gegenteil. Für die Bewohner*innen von Oslebshausen ist das eine Farce.
Die Linke ist auf Landesebene, die SPD zumindest vor Ort gegen eine Bahnwerkstatt in Oslebshausen. Macht Ihnen das Hoffnung?
Informationsveranstaltung zur geplanten Bahnwerkstatt in Oslebs-hausen: 16.30 bis 18 Uhr, Anmeldung per Mail an kleyboldt@ctb-bremen.de, Stichwort Service Center
Die Hoffnung stirbt zuletzt. Wir erwarten, dass da nun noch ein Diskussionsprozess mit allen Beteiligten in Gang kommt. Meine Idealvorstellung wäre, dass Bürgermeister Andreas Bovenschulte einmal alle Beteiligten an einen Tisch holt und versucht, eine für alle Betroffenen vernünftige Lösung hinzubekommen.
Wo soll die Bahnwerkstatt Ihrer Meinung nach denn hin?
Es gibt ja schon eine, von der Deutschen Bahn, mit 75 Beschäftigten – die dann vermutlich geschlossen wird. Und es wurde nicht verabredet, dass die Kolleg*innen von dort dann übernommen werden. Die Deutsche Bahn verfügt ja über Flächen, die als Alternative in Frage kämen – die eine ist in der Oldenburger Kurve zwischen Findorff und Utbremen, die andere ist am Waller und Gröpelinger Rangierbahnhof, da gibt es eine Fläche von über 90 Hektar, auf der noch viel Platz wäre.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen