berliner szenen
: Der Hund und das Herrchen

Ich sitze auf einer Bank im Volkspark. Es ist kurz vor Ostern und der Frühling ist endlich da. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern und die ersten Krokusse strecken sich aus den noch mit Herbstlaub bedeckten Beeten.

Ich strecke meine Beine weit von mir. Es ist warm und ich ziehe meine Jacke aus und blinzele. Ein junger Hund zerrt an der Leine sein Herrchen hinter sich her. Er ist so ungestüm, dass der Typ kleine Sprünge machen muss, um überhaupt hinterherzukommen. Der Typ trägt nur ein T-Shirt und ich mag die Tattoos auf seinen Armen. Es sind grafische Muster, die sich in Schwarz und Weiß bis über den Ellenbogen ziehen. Als der Hund an meinem Schuh schnüffelt, atmet der Typ durch und lässt sich neben mir auf die Bank fallen. Ich bin ein wenig irritiert, aber er sagt sofort und ein bisschen bittend: „Nur mal kurz.“ Na gut, denke ich, es ist wohl genug Abstand zwischen uns und bücke mich, um den Hund zu streicheln. Er ist ganz flauschig in Weiß und Grau. Ich kenne mich mit Hunden rein gar nicht aus, aber der hier sieht aus wie ein Husky.

„Ist das ein junger Husky?“, frage ich und der Typ nickt.

„Sehr süß“, sage ich.

„Gehört meiner Tochter“, sagt er, „und der macht mich fertig.“ Ich kichere und sage zum Hund: „Was, du machst ihn fertig, dabei bist du doch so süß.“

Der Hund legt sich auf den Rücken und streckt mir seinen Bauch entgegen. Wenn er mich dabei anguckt, sieht es aus, als würde er lachen. Ich lächle den Typen an.

Der Typ lächelt zurück, guckt mich kurz komisch an und dann sagt er: „Na o. k. Stimmt gar nicht. Ich wollte den Hund haben. Meine Tochter wollte eine Katze.“

Ich höre auf zu streicheln und sage: „Ach?“

„Ja, aber ich dachte, mit ’ner Katze lernt man echt keine Frauen kennen. Mit so ’nem Hund schon.“

Isobel Markus