das portrait
: Mit 50 feiert Christine Lindemann ihr Comeback im Tor

Will ihrem Team im Abstiegskampf helfen: Christine Lindemann Foto: Jens Schierenbeck/Studio Gleis 11

Christine „Tine“ Lindemann hatte im Handball alles erreicht: als Torhüterin fünf Mal deutsche Meisterin, dreifache Pokalsiegerin, WM-Dritte, 147 Mal Nationalspielerin. 2007 im Alter von 37 beendete sie ihre aktive Karriere und arbeitet als Logopädin in Lüneburg. Sogar Buchautorin ist sie geworden. Jetzt will sie es noch einmal wissen und steht mit 50 Jahren wieder im Tor eines Bundesligisten.

Die Torfrau der Handball-Luchse Buchholz 08-Rosengarten, Mareike Vogel, riss sich im März das Kreuzband. Lindemann, seit 2017 Torwarttrainerin im Verein, sprang als Verletzungsausfall ein. Da sie erst noch ihre Knie muskulär stabilisieren muss, hat sie bislang nicht gespielt. Die zwei Reservetorhüterinnen sind noch sehr unerfahren und die Luchse befinden sich im Abstiegskampf. Den daraus entstehenden Druck wolle das Team durch ihre Aushilfe auf mehr Schultern verteilen, sagt Lindemann der taz.

In den vergangenen Jahren hatte Buchholz-Rosengarten drei Mal einen Aufstieg in die 1. Bundesliga trotz Qualifikation abgelehnt, da ein Aufstieg ein großer finanzieller Mehraufwand ist. Als sich die Handballerinnen 2020 ein viertes Mal qualifizierten, stimmte unter anderem Lindemann für „das Projekt 1. Bundesliga“. Auch deshalb möchte sie sich persönlich für den Klassenerhalt einsetzen.

Schon mehrfach in den letzten Jahren sei sie gefragt worden, ob sie im Tor aushelfen könne, erzählt Lindemann. Sie habe immer geantwortet, dass sie ihr Comeback erst gebe, wenn sie 50 sei und das Team in der 1. Liga spielen sollte. Einige Jahre später liest sich ihre Aussage wie eine Prophezeiung. Trotz der langen Pause und ihres für den Profisport hohen Alters habe sie schnell und mit wenig Muskelkater wieder ins Tor gefunden. Ob sie über die Saison hinaus noch spielen wird, „wird man dann sehen“.

Für Buchholz-Rosengarten geht es erst mal darum, dem direkten Konkurrenten Göppingen den Relegationsplatz abzuluchsen. „Wir schauen immer genau auf deren Ergebnisse“, sagt Lindemann. Göppingen hat nach wie vor einen Punkt mehr. Den ersten Schritt, die Rivalinnen zu überholen, haben die Luchse mit einem Sieg gegen den Tabellenletzten Kurpfalz Bären am Samstag bereits getan.Hagen Gersie