Coronamaßnahmen in Irland: Luxusquarantäne auf eigene Kosten
Irland hat in der Pandemie nun besonders strenge Einreisebestimmungen. Menschen aus 49 Ländern müssen in Quarantänehotels – selbst Geimpfte.
Wer aus diesen Ländern nach Irland will, muss vor der Reise ein Hotelzimmer in einem von vier designierten Dubliner Quarantänehotels buchen – auf eigene Kosten. Die liegen bei rund 1.800 Euro. Das gilt auch für Geimpfte und Passagiere, die in einem dieser Länder lediglich umsteigen. Es sind die strengsten Einreisebestimmungen in Europa.
Die Fluglinien sollen die Einhaltung der Bestimmungen überwachen und niemanden ohne Hotelbuchung befördern. Jennifer Janzen von der Brüsseler Organisation Airlines for Europe monierte: „Die Mitarbeiter von Fluglinien sind nicht dafür ausgebildet, Polizeiaufgaben zu übernehmen.“ Der Herausgeber des Reisemagazins Travel Extra, Eoghan Corry, sagte: „Seit hundert Jahren versuchen wir, unseren Ruf als Land aufzubauen, das Menschen willkommen heißt.“ Nun sei man drauf und dran, diesen Ruf zu ruinieren.
Da die Regierung die Maßnahmen bereits eine Woche vor Inkrafttreten verkündet hatte, setzte ein Ansturm auf Flugtickets ein. Im März reisten noch mehr als 3.000 Menschen aus den 33 Hochrisikoländern ein, diese Woche waren die Flugzeuge aus den 16 zusätzlichen Ländern proppenvoll. Derzeit darf aber niemand mehr aus diesen Risikoländern einreisen, denn die vier Quarantänehotels sind ausgebucht.
Quarantäneverweiger*innen am Pranger
Der Unternehmer Patrick Coveney, Bruder des irischen Außenministers Simon Coveney, warf der Regierung „Inkompetenz“ vor. „Wir sind abgeschnitten von den USA und weiten Teilen der EU“, sagte er. Es bestünde Zweifel, dass sich die Regierung genug „Gefängniskapazitäten in Hotels“ sichern könne, um die Maßnahmen aufrechtzuerhalten.
Zwei Irinnen, die vor zwei Wochen aus Dubai eingereist waren, verweigerten die Zwangsquarantäne. Sie hatten sich dort die Brüste vergrößern lassen. Unglücklicherweise bekamen beide Brustentzündungen und mussten zur Nachuntersuchung nach Dubai. Wegen ihres Neins zur Quarantäne wurden sie in Haft genommen, bis sie sich doch ins Hotel begaben. Die irischen Medien stellten sie an den Pranger, Zeitungen veröffentlichten Fotos sowie ihre Namen und Adressen. Die Frauen haben Verfassungsbeschwerde gegen die Zwangsquarantäne eingelegt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!