: Bitte nicht umgraben
Der Garten als Ganzes: Wer Pflanzen biodynamisch anbaut, sollte so wenig wie möglich eingreifen. Es ist nicht nötig, gleich Hornmistpräparate zu rühren. Ein paar Regeln geben für den Anfang Orientierung
Buchtipp: „Mein genialer Gartenplaner 2021“ von Ariane Krahl. Bio-dynamische Garten-Tipps von Ariane Krahl online unter www.biogarten-reicheernte.de
Saatgut: www.bingenheimersaatgut.de
Kompost: www.kompost.de
Bereits gerührte biodynamische Präparate: www.dieloesung.bio
Demeter Lehr- und Schaugarten in Binzen bei Weil am Rhein: www.heliosterra.de
Sonne bei frühlingshaften Temperaturen, und Pflanzencenter dürfen wieder öffnen: Hobbygärtner strömen in Schrebergärten, auf Felder oder Balkone – Gärtnern ist nicht nur im Trend, sondern auch eine mit Corona gut zu vereinbarende Freizeitbeschäftigung. Bio-Anbau ohne Pestizide und mit biologischem Saatgut ist dabei für viele selbstverständlich. Biologisch-dynamischer Anbau hingegen ist noch die Ausnahme. Er geht einen Schritt weiter: „Der Garten wird dabei als Organismus betrachtet, in dem jedes Organ das andere braucht“, sagt Ariane Krahl, Autorin von „Mein genialer Gartenplaner“. Der Boden werde ernährt und mit den jahreszeitlichen Rhythmen und natürlichen Zyklen verknüpft. „Kompost, Pflanzen, Wasser – jedes Teil ist ein Zahnrad im System.“ Seit sie in ihrem Garten bei Kiel Tomaten, Kohlrabi, Kürbis und weitere Sorten biodynamisch zieht, hat sie kräftigere Pflanzen und eine reiche Ernte.
Wer sich im biodynamischen Gärtnern versuchen möchte, muss nicht gleich Hornmistpräparate rühren. Für die Kräuter auf dem Balkon oder das Salatbeet im Garten kann man zunächst mal die wichtigsten Regeln anwenden: Samenfestes Bio-Saatgut verwenden – die Samen dieser Pflanzen lassen sich im darauffolgenden Jahr wiederverwenden. Und die Mondphasen beachten: gesät wird bei abnehmendem Mond, die Ernte erfolgt bei zunehmendem Mond. Die optimalen Tage und Uhrzeiten für jede Sorte enthält der Kalender „Aussaattage“ von Maria Thun. Die Pionierin des biodynamischen Gärtnerns hat in den 1950er Jahren Pflanzen in verschiedene Gruppen eingeteilt und für jede in langjährigen Versuchen den optimalen Aussaat-Moment bestimmt.
Unkraut darf gedeihen
In Zeiten des Klimawandels wird dem biodynamischen Anbau seit einigen Jahren wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt: Durch Monokulturen zerstörte Böden können durch die biodynamische Behandlung wiederhergestellt und ernährt werden, eine Basis für langfristigen, nachhaltigen Anbau kann geschaffen werden. Immer mehr Landwirte und Winzer entscheiden sich für die Art des Anbaus, bei der dem Land mehr gegeben als genommen wird.
„Wer sich an biodynamische Präparate heranwagen möchte, kann bereits aufgelöste Produkte erstehen. So fällt das anstrengende Rühren weg“, rät Ariane Krahl. Für einen gesunden Boden empfiehlt sie die Beimischung von Kompost, den man in jedem Kompostwerk günstig erhält. Generell sollte in einen biodynamischen Garten so wenig wie möglich eingegriffen werden, denn bereits beim Umgraben geraten die Humusschichten durcheinander, werden Bodenorganismen zerstört. Ariane Krahl gräbt nicht um und lässt das Unkraut gedeihen. „Man muss ermöglichen, dass ein eigener Organismus entsteht“, sagt sie. Sogar Schädlingsbefall reguliere sich über die Zeit meistens ganz von selbst. Katja-Barbara Heine
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen