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„Eine echte Chance beim ersten Arbeitsmarkt“

DGB-Chefin Helga Ziegert mahnt an, dass die Vermittlung in echte Jobs Ziel der Bagis sein müsse

taz: Frau Ziegert, Sie sind als DGB-Chefin Mitglied im Beirat der Bagis (Bremer Arbeitsgemeinschaft für Integration und Soziales). Jetzt wurde bekannt, dass deren Schwerpunkt bislang auf den 1-Euro Jobs liegt. Was läuft falsch?

Helga Ziegert: Die Bagis muss jetzt bei anderen Maßnahmen einen Schlag zulegen. Schließlich ist außer dieser 1-Euro-Mehraufwandsvariante gesetzlich auch die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung möglich. Es wundert mich, dass die Bagis davon nur 50 vorsieht und erst eine solche Stelle besetzt hat. Ich kritisiere auch, dass man sich hier auf schwerst Vermittelbare konzentriert. Sozialversicherungspflichtige Arbeit wäre doch gerade ein Angebot an Ältere – denen 1-Euro-Jobs nicht gerecht werden. Sie bekämen zwar nicht mehr Geld, aber sie entgingen dem demütigenden Hilfe-Bezug. Da muss man sensibel sein.

Sie warnen, 1-Euro-Jobs einzusetzen, um Probleme bei Trägern und Kommunen zu lösen.

Ja. Glücklicherweise halten die Bremer Dämme da ganz gut, auch wenn Willi Lemkes Bildungsbehörde zu Jahresbeginn ein Programm mit einigen hundert 1-Euro-Jobs auflegen wollte. Das haben die Bremer Arbeit GmbH und das Ressort verhindert. Aber solche Versuche diskreditieren natürlich 1-Euro-Jobs. Schon jetzt ist bei den Hilfshausmeistern an Schulen die Grauzone erreicht.

Sie kritisieren, dass es in Bremen bisher nur 670 Weiterbildungsmaßnahmen und 173 Eingliederungszuschüsse gibt. Was läuft schief?

Wenn rechnerisch nur rund 170 Eingliederungszuschüsse gezahlt wurden, weiß ich nicht, ob der Arbeitsmarkt nicht mehr abnimmt – oder ob die Bagis sich nicht genug für die Akquise von Stellen einsetzt. Fairer Weise muss man auch sagen, dass rund 1.700 Eingliederungen ohne Zuschuss funktioniert haben. Aber es bleibt dabei: Die Bagis steht und fällt damit, ob es ihr gelingt, Arbeitslose in den ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln. Die Nagelprobe kommt, wenn bald die ersten 1-Euro-Jobs auslaufen.

Sie sorgen sich auch um Jugendliche.

Ja. Es darf keine 1-Euro-Jobs geben, ohne dass damit das Nachholen des Schulabschlusses oder verbesserte Ausbildung einher gehen. Laut Bagis haben zwischen 40 bis 60 Prozent der Jugendlichen, die zu ihr kommen, keinen Schulabschluss. Da braucht es genug Maßnahmen. Wichtig ist auch, dass die jungen Leute dann eine echte Chance auf dem ersten Arbeitsmarkt bekommen.

Interview: Eva Rhode

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