stilbildende Mischung aus Dezenz und Glamour: die elegante Welt der regina relang

Dem westdeutschen Wirtschaftswunder waren ihre Bilder willkommen. Immerhin lieferten die Modefotografien von Regina Relang den Frauen der Bundesrepublik ab den Fünfzigerjahren nicht bloß visuelle Orientierung am Pariser oder Mailänder Haute-Couture-Chic. Mehr noch verkörperten Mannequins wie Ursula Thiess auch den Wunsch nach einer neuen Internationalität: Wo, wenn nicht auf dem rasant wachsenden Markt an Frauenzeitschriften hätte eine ehemalige Klosterschülerin zum Hollywoodstar aufsteigen können? Natürlich wäre die schöne Einheit aus Stoffen, Körpern und selbstbewussten Gesichtern ohne die Kameraführung der 1906 in Stuttgart geborenen Fotografin nicht denkbar gewesen. Sie schuf mit dem bald sachlich genauen, bald opulent zum Ornament arrangierten Wechselspiel aus Licht und Schatten oder den in lockerer Bewegung verwirbelten Formen und Mustern der Kleider jene „elegante Welt der Regina Relang“, so der Titel der Ausstellung, die bis zum 7. August im Münchner Stadtmuseum zu sehen ist (Katalog Hatje Cantz, 296 S., 39,80 €). Gleichwohl blicken die Kuratoren Esther Ruelfs und Ulrich Pohlmann auch zurück auf eine brüchige Biografie: Relang entstammte einem emanzipiert denkenden Elternhaus, ging früh zum Kunststudium nach Paris und brachte es schon in den Dreißigerjahren mit folkloristisch angehauchten Reisereportagen bis in die französische, englische und amerikanische Vogue. Während der Nazizeit führte sie ein Leben „zwischen Anpassung und Hedonismus“, wie es im Katalog heißt; nach Kriegsende fotografierte sie 1946 in München „Mode in Ruinen“. Nur wenig später sieht man ihren Fotostrecken von Modellen im Berliner Berufsverkehr oder auf Baustellen aber bereits jene stilbildende Mischung aus Dezenz und Glamour an, die Relang allein bei der Zeitschrift Madame 69 Titelseiten einbrachte – egal ob sie nun Büromode oder „New Look“ inszenierte. HARALD FRICKE