meinungsstark
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„Schlichtes Gebildbrot in Brezelform“

„Fragen Sie die Brezologin“, taz vom 12. 3. 21

Sehr geehrte Frau Stegemann, darf ich ihr beinah unerschöpfliches Wissen um die Brezel um eine Marginalie ergänzen? Im räumlich eng gefassten Verbreitungsgebiet in Biberach an der Riss (und drumrum) hat sich die an die Jahreszeit gebundene „Fastenbrezel“ – als Ersatz für die „normale“ Laugenbrezel – in der Zeit von Neujahr bis Osteranfang gehalten. Also nicht das schmucke und immer süße Ostergebäck, welches Sie erwähnen sondern ein schlichtes Gebildbrot in Brezelform, welches Lauge, einen ordentlich heißen Ofen sowie meist auch noch selbst ein Minimum an Salz entbehrt!

Für die Fastenbrezel stehen die KundInnen häufig mit finsterem Gesichtsausdruck an, denn schließlich ist es eine Art Pilgergang, welcher in der öffentlichen Selbstkasteiung vor der Bäckertheke endet, wenn man/frau die Fastenbrezeln mit oder ohne Salz bestellt. Das Backwerk ist dann innert Stundenfrist zu verzehren, später ist es in Haptik und Geschmack von einem benutzten Blatt einer Küchenpapierrolle kaum zu unterscheiden. Selbstverständlich wird dieses Gebäck (interessanterweise wird es vor dem Backen tatsächlich gekocht) ohne irgendetwas gegessen. Empfehlungen, die Brezeln mit Butter, Honig, Käse oder womöglich Fleischsalat zu essen, sind häretisch und sollten nicht in der Öffentlichkeit ausgesprochen werden. Martin Rexer, Stuttgart

Panzer, Mercedes, Baklava

„Noch mehr Kriegsgerät made in Germany“, taz vom 15. 3. 21

Hallo liebe taz, mich brachte die Bildaufschrift „türkischer Panzer aus deutscher Produktion“ zum Schmunzeln, zumal ich noch nie zu einem Mercedes in der Türkei sagen konnte: „türkisches Automobil aus deutscher Produktion“. Witzig wäre auch: „deutscher Baklava aus türkischer Produktion.“ Schlimm, nicht nur witzig eben.

Ferhat Aydoğan, Schwäbisch Gmünd

Lässt die taz Julian Assange im Stich?

„Weshalb tun die Mächtigen das?“, taz vom 12. 3. 21

„Kritischer Journalismus ist wichtiger denn je“ – damit wirbt die taz um ideelle und finanzielle Unterstützung. Nach der Lektüre dieses Artikels bin ich weiter denn je davon entfernt, das zu tun. Dieser Artikel ergeht sich in abwertenden und veralbernden Ausdrücken in Bezug auf Julian Assanges Vater, der eine bewundernswert solidarische und aufopfernde Haltung gegenüber seinem Sohn an den Tag legt, der von 175 Jahren Gefängnis in den USA bedroht ist und von der britischen Justiz widerrechtlich festgehalten wird – trotz gerichtlicher Auslieferungsablehnung. Kein Wort davon im Artikel, obwohl dies der Hauptgrund für John Shiptons Rundtour in Australien ist. Statt die politische Bedeutung der Wikileaks-Veröffentlichungen zu würdigen und die Perfidie der US-amerikanischen Verfolgung und Bedrohung deutlich zu artikulieren, wird Assanges journalistische Arbeit herabgewürdigt. Offenbar hat der Verfasser in keinster Weise verstanden, dass sein eigener Berufsstand angegriffen und in hohem Maße gefährdet ist. Statt zu erwähnen, dass Hillary Clinton öffentlich gefragt hat, ob man Assange nicht einfach abschießen könne, bedauert Herr Wälterlin das Chaos, in das die Veröffentlichung von kompromittierenden Mails aus ihrem Wahlkampfteam Clinton gestürzt habe. Christina Lipps, Baden-Baden

Diffuse Erinnerung und Verbrechen

„Wenn Erinnerung diffus wird. Postkoloniale Anliegen zu thematisieren ist wichtig. Doch was bringt es, dafür die Beispiellosigkeit der Shoah in Frage zu stellen?“, taz vom 6. 3. 21

Großer Dank an Tania Martini für diesen Artikel. Die Sache mit der „multidirektionalen“ Erinnerung läuft schließlich darauf hinaus, dass wir doch alle nur Menschen sind. Und dass „die Anderen“ auch Verbrechen begangen haben. Dagegen gilt es, die Einzigartigkeit des Holocausts herauszustellen. Und Antisemitismus ist nicht irgendeine Form von Rassismus unter vielen, sondern Antisemitismus.

Jochen Schimmang, Oldenburg