Marcus Woeller schaut sich in den Galerien von Berlin um

Um das Sommerloch zu füllen, wurde in der daadgalerie in der Vergangenheit gewühlt. 1986 gastierte Maryanne Amacher (1938–2009) als Stipendiatin des Berliner Künstlerprogramms. Eigentlich als Musikerin geladen, machte sie sich mit ihrem interdisziplinären Ansatz bald auch einen Namen in der bildenden Kunst. Über die Nischengrenzen hinaus hat es sie jedoch kaum bekannt gemacht. Ihre Klang- und Raumexperimente waren zu flüchtig, zu speziell, um ein großes Publikum zu finden. So wirkt die Ausstellung „Intelligent Life“ eher spröde. Auf einem großen Tisch hat Kurator Axel John Wieder Dokumente aus dem Nachlass ausgebreitet: handschriftliche Notizen, Korrespondenz, Performanceflyer, Magazinartikel, Konzeptpapiere, Video- und Tonschnipsel. Doch die Konsequenz, mit der Amacher ihre Soundforschung betrieb, neueste Technologien vereinnahmte und ihre theoretische Grundlagenforschung in die akustische Praxis umsetzte, scheint auf, sobald man sich in die Stücke aus dem Nachlass vertieft. Wer nicht lesen will, kann hören: Acht Arbeiten der Serie „City Links“ dokumentieren ihre ortsbezogenen Klangerfahrungen, die sie in den 1970er und 1980er Jahren in verschiedenen amerikanischen Städten wie auch in Berlin realisierte und live im Radio übertrug.

 Lockerer geht es in der Tanya Leighton Gallery zu. Auf dem Boden liegt ein zum Teppich gewebtes Palimpsest. Christian Jankowski posiert locker gewindelt auf einem Autogrammfoto vor einer indianischen Folkloregruppe. Calla Henkel & Max Pitegoff präsentieren eine Fotoserie, in der Vordergründiges hintergründig wird. Und zur Eröffnung des Joint Ventures mit der mexikanischen Galerie Proyectos Monclova servierte der Künstler Simon Fujiwara in stoischem Gleichmut Tacos an offenbar ausgehungerte Galeriebesucher. Viva el verano!

■ Maryanne Amacher, „Intelligent Life“, noch bis 25. 8., Mo.–Sa. 11–18 Uhr, daadgalerie, Zimmerstr. 90 ■ Proyectos Monclova, „Asiataco“, noch bis 10. 8., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Tanya Leighton Gallery, Kurfürstenstr. 156