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taz🐾sachenSechs Monate dicht am GAU

Es war Freitagnachmittag vor zehn Jahren, als Kollegin S. vor meinem Tisch auftauchte: „Bei diesem Tsunami in Japan ist auch ein Atomkraftwerk betroffen. Schau dir das doch mal an.“

Fukushima Daiichi? Nie gehört.

Die nächsten Monate verbrachte das Ressort Wirtschaft und Umwelt (kurz: Öwi) im Ausnahmezustand, oft kurz vor dem Super-GAU. Schuld waren nicht nur die AKW-Blöcke, sondern auch Personalien: Atomexperte I, Tschernobylveteran Reiner Metzger, hatte sich in die Chefredaktion verabschiedet. Atomexperte II, Gorlebenveteran Malte Kreutzfeldt, in den Erziehungsurlaub. Et moi, Atomexperte III und Parisveteran, leitete für Malte das Öwi-Ressort. Verwaltungsarbeit, dachte ich.

Ha. Wir stemmten Seite um Seite: Was ist im Reaktor los? Wie hoch ist die Strahlung im Umland? Wird Tokio evakuiert? Wie betrifft uns das? Wir sprachen mehr mit dem Umweltministerium, der Reaktorsicherheitskommission, der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit, der Industrie und Greenpeace als mit unseren Familien. Wir scannten die Websites japanischer Medien, der UN-Behörden, der französischen und US-Atomaufsicht und albträumten von Rem, Sievert und Becquerel.

Wir klärten so ziemlich alle Fragen. Nur die eine nicht, bis Jahre später japanische KollegInnen zu Gast waren: Heißt es jetzt Fukush’ima oder Fuk’ushima? Zum 10. Jahrestag hat die taz morgen ein Dossier parat: Wo steht die Atomwirtschaft aktuell? Wie hat der GAU weltweit – na ja – ausgestrahlt? Wie sieht es heute in der Region aus? Bernhard Pötter

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