Wulff schreibt schlecht

Gegen Bayern und NRW: Niedersachsen dürfte heute beschließen, die Rechtschreibreform einzuführen

Eigentlich hatte mit seinem Vorstoß aus dem letzten Sommer, dass höchstens von einer „Schlechtschreibreform“ zu sprechen sei, das Chaos in Schulen und Medien erst angefangen. Dennoch dürfte sich das niedersächsische Landeskabinett unter dem erklärten Reform-Gegner Christian Wulff (CDU) heute dazu entschließen, den Vorstoß aus Bayern und NRW nicht mitzutragen, die für 1. August geplante verbindliche Einführung der neuen Regeln zu verschieben. Kultusminister Bernd Busemann hat nämlich in der Juli-Ausgabe des behördeninternen „Schulverwaltungsblatts“ bereits angekündigt, dass der Beschluss der Kultusministerkonferenz (KMK) „auch in Niedersachsen umgesetzt werden soll“. Ein Erlass hierzu sei in Vorbereitung und solle zum Schuljahresbeginn in Kraft treten.

Damit müssen die Unions-Kollegen Stoiber und Rüttgers auf den sicher geglaubten Wulff verzichten. Schüler und Eltern, die davon ausgingen, die Reform werde in ihren unstrittigen Teilen im neuen Schuljahr verbindlich, werden dagegen bestätigt: Niedersachsens Schüler müssen also „Stängel“ oder „Blatttee“ schreiben, wenn sie keine Fehler riskieren wollen. Auch gestern wiederholte Wulff, die Reform sei „von vornherein verkorkst“ gewesen. Deshalb müsse die „Kernkompetenz“ für die Reform der Rechtschreibung demnächst von der KMK an den Rat für deutsche Rechtschreibung übergehen.

Vor allem will Wulff aber seinen Kultusminister nicht düpieren. Busemann hatte der verbindlichen Einführung der neuen Regeln nämlich in der KMK Anfang Juni bereits zugestimmt. Offiziell heißt es dazu aus dem Kultusministerium, die Veröffentlichung des „Schulverwaltungsblatts“ sei nicht rechtsverbindlich. Vor der Entscheidung des Kabinetts heute sei „alles offen“, betont Busemanns Sprecher Georg Weßling.

Kai Schöneberg