RUDOLF HICKEL, VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRER
: Fröhliche Wissenschaft

■ Gründungsdirektor des Bremer Instituts Arbeit und Wirtschaft (IAW), legt dieses Amt jetzt nach acht Jahren nieder. Foto: dpa

Kennen Sie noch den Deutschlandplan? Nein, nicht Nachkriegsgeschichte, erst Anfang August war das Wort aufgeploppt: Steinmeier wollte damit Furore machen, die Provinzfürsten der SPD jubelten und die Union reagierte wünschenswert gereizt. Aber es gab Kritik vom Direktor des Bremer Instituts Arbeit und Wirtschaft (IAW), Rudolf Hickel.

Der nämlich hatte, in seiner unnachahmlich fröhlichen Art auf Fehler hinzuweisen, erklärt, der Kanzlerkandidat begebe sich durch das Ziel der Vollbeschäftigung „von vorne herein in eine Glaubwürdigkeitslücke“. Das Wort erlebte prompt eine steile Negativkarriere: Schon im TV-Duell war’s ganz aus dem Repertoire des Vizekanzlers getilgt.

Schwer zu sagen, ob das nur an der Mahnung des 67-Jährigen lag. Aber es spricht viel dafür. Denn das Urteil des Mitbegründers der Bremer Uni hat Gewicht. Und das, obwohl manche über die inflationäre Medien-Präsenz des in Nürnberg geborenen Neo-Keynesianers und ersten westdeutschen Marx-Herausgebers ächzen, die mit dem heutigen Rückzug vom IAW-Direktorenposten kaum abnehmen wird: Bei „Hart aber fair“, „Anne Will“, als Experte bei „Zapp“ und als Mensch bei Maischberger – Hickel spart sich nicht auf, gerade in der Krise nicht, in der neoliberale Kontrahenten verstummen.

Ja manchmal wirkt es, als wäre es ihm eine Lust, mit kleinen Randbemerkungen großen Ärger zu erzeugen. So, als die Bremer Senatskanzlei 2000 mit dem Spekulanten Karl Ehlerding im Stillen einen Deal vorbereitete: Der Zocker-König wollte eine Sperrminorität der städtischen Wohnungsbaugesellschaft erwerben, in deren Aufsichtsrat Hickel sitzt. Der Beschlusslage hätte der Handel widersprochen. Doch Beschlüsse lassen sich kippen. Und schon hatte Ehlerding angekündigt, für Bürgermeister Henning Scherfs Lieblingsprojekt, die Privat-Uni, zu spenden. Das wäre „verdienstvoll“ kommentierte Hickel, dürfe aber „nicht mit der Neuverteilung der Eigentumsrechte verknüpft werden“: Plötzlich war nichts mehr geheim, Ehlerding verlor die Spendierlust – und Scherf schmollte. Nur auf Hickels Laune hatte die Geschichte keinen schlechten Einfluss. BES