Die Spree richtig sauber fischen

Bis 2020 soll die Spree in der Innenstadt Badequalität erreichen, verkündet Senatorin Junge-Reyer. Bisher bieten das nur Müggelsee, Wannsee und Tegeler See. Grüne fordern bessere Klärwerkstechnik

VON TANIA GREINER

Ab 2020 könnte die Innenstadt-Spree wieder zum Baden freigegeben werden – zumindest hofft das die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Verbessere sich die Wasserqualität weiter wie bisher, sei dieses Ziel grundsätzlich erreichbar, sagte gestern Dietrich Jahn, Referatsleiter für Wasserwirtschaft bei der Senatsverwaltung. Während einer Fahrt mit dem landeseigenen Fischereiforschungsschiff „Piscator“ auf dem Tegeler See stellte er in Begleitung von Senatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) den aktuellen Stand der Gewässerqualität in Berlin und Brandenburg vor.

Große Anstrengungen habe die Senatsverwaltung seit 1985 unternommen, damit BerlinerInnen ungetrübte Badefreuden und qualitativ einwandfreien Fisch genießen können, sagte Junge-Reyer, die die Verantwortung trägt für die Pflege der 53 Quadratkilometer umfassenden Wasserlandschaft der Stadt. Dennoch kann die Senatorin fürs Sommerbad bisher nur den Großen Müggelsee, den Großen Wannsee sowie den Tegeler See empfehlen. Auf einer Bewertungsskala von 1 bis 4 steht Letzterer mit einer glatten 2 an der Qualitätsspitze der Berliner Gewässer.

Die Ursache des Erfolgs bildet laut Jahn die Sanierung des Sees zwischen 1985 und 1995. Am Tegeler Hafenbecken wurde eigens dafür eine Reinigungsanlage gebaut. Sie filtert die hohe Phosphorkonzentration – verursacht vor allem durch Wasch- und Düngemittelreste – aus dem Wasser. So wird das Wachstum der Algen eingedämmt. Bau und Betrieb der Anlage verschlangen seit 1985 310 Millionen Euro. Weitere 80 Millionen Euro werden laut Referatsleiter bis 2020 ausgegeben, damit auch das Wasser der Spree Badequalität erreicht: 50 Millionen Euro trägt das Land Berlin, den Rest zahlen die Berliner Wasserbetriebe.

Eine wesentliche Ursache für die derzeit schlechte Wasserqualität der Spree ist die Mischwasserkanalisation in den Innenstadtbezirken Berlins. Nach starken Regenfällen kommt es zu einer Überlastung des Mischsystems, sodass mit Regenwasser verdünntes Abwasser direkt in die Spree eingeleitet wird (taz berichtete). Die laufende Sanierung der Kanalisation verbreitert das Kanalsystem, um die Aufnahmekapazität zu erhöhen. Dringend notwendig sei laut Dieter Jahn auch die Sanierung des Klärwerks Münchehofe, das keine Reinigungsstufe zur Entkeimung des Mischwassers vorsieht.

Felicitas Kubala, umweltpolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, bezeichnete die Annahme der Senatsverwaltung als „optimistisch“. Bislang habe keiner der hiesigen Flüsse – weder Dahme, Havel noch Spree – die von der Europäischen Union (EU) geforderte Wasserqualität. Dies belege eine im Februar vom Senat veröffentlichte Bestandsaufnahme. Nach der EU-Wasserrahmenrichtlinie müssen alle europäischen Gewässer bis zum Jahr 2015 einen „guten ökologischen Zustand“ aufweisen. „Ohne bessere Klärwerkstechnik lässt sich das nicht erreichen“, sagte Kubala der taz. Außerdem fordert sie den Senat auf, das innovative Projekt2011 aktiv zu unterstützen. Das Projekt von Ingo Speer will mithilfe von Auffangtanks bis zum Jahr 2011 an der Oberspree Badequalität erreichen (taz berichtete).