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Medien haben Probleme mit Intelligenz

Forscher: Die Berichterstattung über künstliche Intelligenz fokussiert auf Technik – und spart Anwendung und Nutzen aus

Die Frage, wie künstliche Intelligenz (KI) das Gemeinwohl mehren kann, findet in Deutschland zu wenig mediale Beachtung. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Donnerstag veröffentlichte Studie des Bremer Kommunikationswissenschaftlers Cornelius Puschmann im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung. Untersucht hatte er die Berichterstattung zur KI. Die Darstellung des Themas in Print- und Online-Medien konzentriere sich auf technische und wirtschaftliche Aspekte, resümierte der Vorstand der Bertelsmann-Stiftung, Jörg Dräger. Wenig Aufmerksamkeit finde das Potenzial von Algorithmen und KI für gesellschaftliche Schlüsselbereiche wie Bildung oder Gesundheit.

Für die Studie waren rund 18.000 Artikel der vergangenen 15 Jahre aus überregionalen Zeitungen und Magazinen, aus Fachblogs und -webseiten sowie Twitter ausgewertet worden. Bislang mangele es der Darstellung von KI in den Medien an Vielfalt, obgleich der Umfang der Berichterstattung über das Thema enorm zugenommen habe, erläuterten die Forscher.

Fast 70 Prozent der Berichte beschäftigten sich demnach mit technischen und wirtschaftlichen Aspekten. Das häufigste Thema der Berichterstattung über KI und Algorithmen seien Produktneuheiten. Auch Fragen der IT-Sicherheit, der internationale KI-Technologiewettbewerb sowie die großen Digitalkonzerne Google und Facebook tauchten häufig auf.

20 Prozent der Artikel drehten sich um digitale Infrastruktur, 18 Prozent thematisieren digitale Assistenzsysteme wie Alexa oder Siri. In 37 Prozent der Artikel kämen Akteure der internationalen und nationalen Wirtschaft zu Wort. Vertreterinnen und Vertreter aus Politik (7 Prozent) und Zivilgesellschaft (4 Prozent) würden hingegen deutlich seltener zitiert.

Gemeinwohlorientierte Aspekte spielten eine untergeordnete Rolle, stellte das Team der Wissenschaftler*innen fest. Nur neun Prozent der analysierten Beiträge hätten sich mit algorithmischen Systemen im Gesundheitswesen beschäftigt. Der Nutzen für Bereiche wie Bildung oder Klimaschutz werde lediglich in einem Prozent der Artikel thematisiert. Dennoch sei die Darstellung von KI überwiegend positiv, hieß es. (epd/taz)

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