wortwechsel
: Pandemiemüde Deutsche, protestierende Russen

Die Fallzahlen in Deutschland sinken, aber keine Lockerungen in Sicht, nur ein Impfdebakel ist nah. In Russland protestieren die Menschen gegen die undemokratische Politik im Land

Alexei Nawalny im Käfig bei einer Anhörung Foto: Moscow City Court/dpa

Impfdebakel vermeidbar

„Von der Leyen am Pranger

taz vom 3. 2. 21

Hätten wir ein Impfdebakel, wenn es letztes Jahr schon Mitte März die Maskenpflicht mit „Alltagsmasken“ und Mitte des Sommers die Pflicht zu den dann verfügbaren FFP2Masken – wenn auch mit dem Kompromiss OP-Schutzmasken – gegeben hätte?

Wenn nicht alle mit gesenktem Blick auf den starken Mann gewartet hätten, sich mit dieser Selbstverständlichkeit vorzuwagen, hätten wir vielleicht wesentlich weniger Infektionen und Tote und nicht die berechtigte Angst, nicht rechtzeitig geimpft werden zu können.

Alfred Mayer, München

Direktmandate

„Opposition klagt gegen Wahlrecht“,

taz vom 1. 2. 21

Statt an den Symptomen herumzudoktern, sollten die Ursachen bekämpft werden. Und die Hauptursache ist die zersplitterte Parteienlandschaft. In den 1970ern waren für ein Direktmandat in der Regel mehr als 45 Prozent der Erststimmen nötig. Heutzutage gewinnen sechs Parteien substantielle Wähleranteile. Daher genügt in einigen Wahlkreisen ein Viertel der Erststimmen, um das Direktmandat zu erringen.

Das Prinzip „The winner takes it all“ macht aus dem Viertel der Erststimmen 100 Prozent Direktmandat – gegenüber 25 Prozent der Zweistimmen, die die Partei des „winner“ erzielt hat. Die CDU/CSU als immer noch stimmenstärkste Gruppierung profitiert von diesem Effekt. Was ihr im Augenblick wenig nützt, da die anderen Parteien durch Ausgleichsmandate entschädigt werden. Dafür quillt der Bundestag über. Eine Reduzierung der Wahlkreise ändert an dieser Logik nichts. Viel sinnvoller wäre es, den minimalen Anteil an Erststimmen für den Gewinn eines Direktmandats zu verschärfen.

Thomas Damrau, Böblingen

Coronaspielecke

„Seehofer verteidigt Einreisestopp“,

taz vom 31. 1. 21

Die Coronapolitiker fühlen sich in ihrer Coronapandemie-Spielecke richtig sauwohl, und daher bleibt diese Spielecke vorerst weiterhin geöffnet! Bestes Beispiel ist Australien, da gab es nach neun Monaten wieder einmal einen infizierten Menschen, und „zacke zacke Hühnerkacke“ beginnt schon die nächste „Lock-Shutdown-Spielrunde“ mit Quarantäne und allem Drum und Dran! Was sich einmal bewährt hat, das muss bleiben, und da stoßen sicherlich alle Parteien hier in Deutschland mit ins gleiche Horn.

Ulrike Schwarz, Büchenbach

Vielschichtig

„Antimodernes Denken“,

taz vom 2. 2. 21

Frau Rebekka Blum wirft Antifeministen und Rechten vor, mit rhetorischen Tricks Themen zu verknüpfen, „die nicht miteinander zusammenhängen“. Sieht andererseits im Antifeminismus aber eine „Türöffnerideologie“, die mit rassistischem und antisemitischem Denken sowie Verschwörungsdenken einhergeht.

Was denn nun? Was Frau Blum Antifeministen und Rechten vorwirft, das praktiziert sie selbst. Die „rhetorischen Tricks“ heißen bei ihr Verschränkung und An­docken. Wer sich gegen die Sexualisierung der deutschen Grammatik (Tarnname „geschlechtergerechte Sprache“) wehrt, wird in die antifeministische Ecke gestellt, und Frauen, die gern Mutter sind und ein binäres Geschlechterbild haben, werden in die Nähe der extremen Rechten gerückt. Politisch arbeitet Frau Blum mit solch grobschlächtiger Soziologie direkt der AfD zu.

Kurt Kaehn, Großostheim

Verzicht auf Miete

„Keine Schere! Keine Farbe!“,

taz vom 3. 2. 21

Beim Lesen dieses Interviews bin ich – wie in der Zeit der Coronamaßnahmen so oft – über ein Thema in diesem Zusammenhang gestolpert, das mich zunehmend bewegt und aufregt.

Eine Schieflage tritt hier deutlich zutage: Während kleinere Gewerbetreibende keine Einkünfte haben, wird offensichtlich selbstverständlich davon ausgegangen, dass Mietforderungen in den Zeiten der Pandemie weiterhin uneingeschränkt bedient werden. Erspartes, oft sogar ein großer Anteil des für das Alter zurückgelegten Geldes, muss dafür verwendet werden, Vermietern ihre Einkünfte zu sichern. Auch die von Steuergeldern finanzierte staatliche Förderung fließt in nicht zu verachtendem Umfang in die Gewerbemieten.

Das ist ungerecht. Der Verzicht auf Mieteinahmen wäre meiner Meinung nach ein solidarischer Akt zugunsten vieler kleinerer Gewerbetreibenden, die hart um das Überleben ihrer Existenzgrundlage kämpfen. Es soll auch schon vereinzelt Fälle geben, in denen Vermieter ihren Mietern entgegenkommen und Vereinbarungen aushandeln.

Angelika Thieme-Eitel, Berlin

Versprechungen

„Deutschland impft nur mittelmäßig“,

taz vom 31. 1. 21

Viel bestellt und wenig geliefert, ein Impfgipfel soll nun einen Ausweg finden. Haben die produzierenden Impfstoffhersteller ihre Kapazitäten nicht weiter aufgestockt, um die Gewinne nicht zu schmälern? Transparenz und Offenheit ist notwendig, um das Vertrauen nicht zu verspielen. Die Hoffnung reicht nicht aus, um Corona weltweit zu besiegen. Politische Versprechungen, alle werden bis 21. September 2021 ein Impfangebot erhalten,sind nicht seriös.

Thomas Bartsch-Hauschild, Hamburg

Verwunderung

„taz Thema“Weltkrebstag“,

taz-Verlagsbeilage vom 30./31. 1. 2021

Verwundert rieb ich mir die Augen, als ich die Wochenend-taz vom 30./31. Januar las: Anzeigen der Pharmakonzerne Pfizer und Bristol Myers Squibb passend zum Thema Krebs?!? Genau unter dem Artikel zu individualisierten Behandlungsmethoden der „Präzisions-Onkologie“ (welcher Anspruch wird mit diesem Begriff postuliert?!) finde ich ein Angebot von Pfizer genau dazu – verpackt in eine wie ein Angebot einer Selbsthilfegruppe daherkommende Anzeige („www.esgehtummich-brustkrebs.de“). Und neben einen Artikel zum metastatisierten Brustkrebs wurde die BMS-Anzeige platziert. Die genannte Pseudo-Patientinnen-Informations-Website von Pfizer wird neben zwei seriösen links unter diesem „Artikel“ als Tipp zum Weiterlesen angegeben.

So was ist meines Erachtens. ein No-go: Kommerzielle Anzeigen dürfen meines Erachtens nicht in redaktionelle Texte hineinwirken und diese nicht beeinflussen, möchte sich man/frau nicht dem Vorwurf der Korruption aussetzen.

Günther Egidi, Bremen

Anm. der Redaktion: Es handelt sich hierbei um eine Verlagsbeilage und nicht um ­einen von der taz-Redaktion verantworteten Teil der taz am wochenende.

Medienflut

„Rätselraten in Brüssel“,

taz vom 3. 2. 21

Die pausenlose Medienflut zugunsten Nawalnys macht einen fassungslos. Angesichts der vielen Grausamkeiten gegen Mensch und Tier sich so auf ein Land und gegen Putin „einzuschießen“. Assange und Snowden hätten diese Aufmerksamkeit weit mehr verdient. Aber da geht es ja um andere „Werte“.

Margarete Pscheidl, Isny

Demokratie?

„Rätselraten in Brüssel“,

taz vom 3. 2. 21

Nun hat ein Moskauer Gericht den Kremlkritiker Alexei Nawalny zu einer längeren Haftstrafe verurteilt. Westliche Demokratien laufen gegen dieses Urteil Sturm und schwenken dabei ihr EU-Fähnlein der Demokratie oder was davon noch übrig geblieben ist, hoch und in Richtung Russland.

Klaus P. Jaworek, Büchenbach