Uwe Rada über Bettina Jarasch und ihre Vorstellungen von Stadtentwicklung
: Schaffen, schaffen, Brücken bauen

Nein, ich bin keine Schwäbin.“ Bayerin sei sie, erklärt Bettina Jarasch dem Moderator, sie komme schließlich aus Augsburg. Aber Augsburg sei doch bayerisches Schwaben, meint der Moderator. „Ich spreche kein Schwäbisch“, kontert Jarasch. Damit war das mit der Herkunft geklärt.

So richtig hat der Architekten- und Ingenieurverein AIV noch nicht die Ansprache gefunden, mit der das Spitzenpersonal der Parteien über Baupolitik befragt werden soll. Aber auch die von Augsburg nach Kreuzberg migrierte grüne Frontfrau Bettina Jarasch fremdelt mit dem Plauderton, der so recht keiner ist, wenn ein eher stocksteifer Moderator wie Jan Lerch die Fragen stellt. Also gibt sie auf die Frage nach ihrem Kreuzberger Lieblingsort einen Späti in Pankow an. Motto: Als Kosmoberlinerin lass ich mich nicht in eine Kiezschublade stecken.

„Spitzenkandidat:innen im Metropolengespräch“ heißt die Gesprächsreihe, bei der am Donnertagabend Bettina Jarasch dran war. Weil ein Architekten- und Ingenieurverein vor allem bauen will, versprach die Runde einige Spannung. Doch zumindest inhaltlich lässt sich Jarasch nicht aufs Glatteis führen. Sie spricht lieber von einem „Dreiklang aus Regulieren, Bauen und systematischem Ankauf von Wohnraum“. Damit ist der Unterschied zur SPD klar. Deren Spitzenkandidatin Franziska Giffey setzt wieder verstärkt auf das sozialdemokratische Mantra „Bauen, bauen, bauen“.

Auch deshalb will Giffey den Mietendeckel nach fünf Jahren nicht verlängern. Jarasch dagegen meint, dass man nicht einfach zum Vergleichsmietensystem zurückkönne, weil es keinen gültigen Mietspiegel gebe. „Wir wollen ein Mieten- und Immobilienkataster“, sagt sie. Das wäre eine „Weiterentwicklung des Instruments Mietspiegel.“

Auch beim Thema „Deutsche Wohnen enteignen“ geht die Grüne auf Distanz zur SPD. „Wir unterstützen die Ziele des Volksbegehrens und sehen sie als Weckruf für die Politik“, sagt sie, schränkt allerdings ein: „Was wir kritisch sehen, ist Vergesellschaftung nach quantitativen Kriterien.“

Das wichtigste Ziel sei aber die Verkehrswende. „Damit wollen wir Berlin zur klimaneutralen Stadt machen.“ Wie aber ist das vereinbar mit einer mehrspurigen Mühlendammbrücke, wie sie die grüne Verkehrssenatorin Regine Günther plant? Die Frage ist gut, bringt sie die Grünen doch in ein Dilemma.

Es war ein SPD-Baustadtrat, der die grüne Senatorin mit der Forderung, den Platz für Autos zu reduzieren, vor sich hergetrieben hat. Jarasch kontert, dass mit einer Reduzierung der Brückenbreite Stau programmiert worden wäre. Wenn aber der Verkehr mit der Zeit abnehme, könne man den Autoverkehr reduzieren. „Die Mühlendammbrücke ist eine Verkehrswendebrücke“, verkündet Jarasch am Ende vollmundig und erklärt das mit dem Selbstverständnis der Grünen. „Wir sind radikal vernünftig.“