Ausbildungsplätze bleiben Mangelware

Das Bildungsministerium setzt auf ausländische Unternehmer. Große Erfolge haben die auch nicht vorzuweisen

BERLIN taz ■ Ausbildungsplätze zu schaffen war erklärtes Anliegen der Regierung Schröder. So hatte das Bildungsministerium gemeinsam mit dem deutschen Industrie- und Handelskammertag und 14 deutsch-ausländischen Unternehmensverbänden eine entsprechende Initiative gestartet. Bildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) stellte gestern die Erfolge der Initiative „Aktiv für Ausbildungsplätze“ vor. Nach Bulmahns Ansicht hat diese seit ihrer Gründung im vergangenen September einen wichtigen Beitrag für mehr Ausbildungsplätze geleistet.

Für wie viele Lehrstellen insgesamt die Initiative sorgte, war nicht zu erfahren. Auffallend groß kann der Beitrag nicht sein. Die an der Initiative beteiligte türkisch-deutsche Industrie- und Handelskammer zum Beispiel meldete lediglich 69 neue Stellen. Der Verband der kroatischen Hoteliers und Gastronomen verwies auf 91 neu geschaffene Ausbildungsplätze. Von den anderen gab es keine konkreten Zahlen. Die deutsch-italienische Wirtschaftsvereinigung erklärte beispielsweise, dass der Vorstand sich vorgenommen habe, bis Ende des Jahres 50 Unternehmer zu finden, die bereit seien auszubilden. Allerdings haben mehr als 60 Prozent der ausländischen Betriebe weniger als 4 Mitarbeiter – für einen Lehrling ist da kein Platz.

Das verschärft die Situation vor allem für jene, die sowieso schon schlechte Chancen haben: Jugendliche mit Migrationshintergrund. Sie schaffen überdurchschnittlich oft nur einen Hauptschulabschluss. Auch der Anteil der Schulabbrecher ist bei ihnen höher. Nur ein höherer Bildungsstand könne ihre Situation verbessern, sagte Bulmahn. Deswegen habe das Ministerium 1.500 türkische Imame angeworben und informiere sie über den Stellenwert von Bildung und Ausbildung. Sie sollen diese Einsichten in den türkischen Gemeinden verbreiten.

Dabei haben Migrantenkinder durchaus Kenntnisse, die ihnen von Vorteil sein könnten. Der Vorsitzende der deutsch-türkischen Handelskammer, Kemal Sahin, sagte, dass Menschen mit interkulturellen Erfahrungen besonders gute Manager würden. Das allerdings setzt wieder einen hohen Bildungsstand voraus.

Ein weiteres Problem ist ihre Motivation. „Sie haben den Eindruck, dass sie sowieso keine Chance auf dem Arbeitsmarkt bekommen“, so Sahin. Er forderte, dass Eltern und Schule stärker die Chancen der Bildung betonen müssten. SOLVEIG WRIGHT

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