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heute in hamburg„Es geht zu den Voyager-Satelliten“

Premiere: „Die eisigen Monde von Wilhelmsburg“, 20 Uhr; Stream unter https://t1p.de/9a16

Interview Finn Starken

taz: Herr van Hasselt, was ist an alten, zerkratzten Schallplatten interessant?

Jan van Hasselt: Die Platten, die ich gefunden habe, sind nicht nur alt, sondern Direktschnitte. Das bedeutet, dass es nur ein einziges Exemplar von ihnen gibt. Für einen Plattensammler wie mich ist dies das Tollste überhaupt.

Was macht Ihre Direktschnitte so besonders?

Die Platten wurden vor dem Zweiten Weltkrieg aufgenommen. Damals gab es noch keine Tonbänder. Daher hat man Platten nur benutzt, um einzigartige Sachen aufzunehmen. Wenn ich also Platten finde, die vor dem Krieg aufgenommen wurden, weiß ich: Da muss etwas Besonderes drauf sein.

Was ist denn auf Ihren Platten zu hören?

Das kann ich noch nicht verraten. Das gibt es heute Abend zu sehen und hören.

Ein wenig müssen Sie schon verraten …

Mir war lange Zeit nicht klar, ob auf den Platten überhaupt Musik gespielt wurde. Es waren unklare Töne zu hören. Waren es also nur Testtöne? Oder die einer Webmaschine? Ich habe darüber mit dem Museum für Kommunikation gesprochen. Die haben gesagt: Was du da hast, sind feine Töne, die von keiner Maschine kommen. Ich habe herausgefunden, dass es tatsächlich etwas ganz anderes war.

Über Ihre Suche nach den Tönen ist das Stück „Die eisigen Monde von Wilhelmsburg“ entstanden. Was hat der Hamburger Stadtteil damit zu tun?

Mein Bruder hat dort auf einer illegalen Müllkippe die alten Schallplatten gefunden und an mich gedacht. Meine Recherche hat mich dann an die unterschiedlichsten Orte geführt: zum Reichsparteitagsgelände nach Nürnberg und dem Kulturkampf der Nazis, aber auch hoch in den Weltraum zu den ­Voyager-Satelliten.

Foto: privat

Jan van Hasselt

48, ist Filmemacher und Autor aus Bremen.

Worauf lasse ich mich als Zuschauer heute Abend ein?

Ganz einfach: Ich habe Schallplatten auf dem Müll gefunden. Ich werde zeigen, was auf den Schallplatten zu hören ist, und versuche, ihre Geschichte zu erzählen. Wissenschaftlich belegen kann ich die Geschichte nicht, aber alles, was ich erzähle, ist wahr – und unterhaltsam.

Die Premiere findet online statt. Wie läuft das ab?

Eigentlich mache ich Ton-Bild-Vorträge in Theatern. Viele Geräte, die wir nun gefilmt haben, hätten sonst auf der Bühne gestanden. Die Zuschauer hätten sie sich vor Ort anschauen können. Nun habe ich eine Fernsehsendung aufgenommen. Darin werde ich zu den Schallplatten interviewt, es kommen Experten zu Wort – und: Es spielt Live-Musik.

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