Kavala erneut vor Gericht

Türkischer Menschenrechtsaktivist wegen Beteiligung an Putschversuch angeklagt

Der türkische Philan­throp und Menschenrechtsaktivist Osman Kavala, steht in der Türkei erneut vor Gericht. Der 63-Jährige erschien am Freitag per Videoschalte vor einem Gericht in Istanbul. Er muss sich wegen mutmaßlicher Beteiligung an dem gescheiterten Putsch in der Türkei im Jahr 2016 verantworten. Das Verfahren begann, während das türkische Verfassungsgericht noch einen Antrag Kavalas auf sofortige Haftentlassung behandelt. „Ich habe mich mein ganzes Leben gegen Militärputsche gestellt und die Einmischung der Armee in die Politik kritisiert“, sagte er vor Gericht. Die Anschuldigungen stünden in starkem Widerspruch zu seiner Weltanschauung und seinen ethischen Werten, betonte er, der seit mehr als drei Jahren ohne Urteil im Gefängnis sitzt.

In der Anklageschrift wird Kavala und dem in den USA ansässigen Akademiker Henri Barkey vorgeworfen, bei dem vor vier Jahren gescheiterten Putsch zusammengearbeitet zu haben. Als Beweise führen die Anwälte Mobiltelefonsignale an, die nahelegten, dass sich die Männer um den Putschversuch herum in der Türkei getroffen hätten.

Kavala hat sich für die Künste eingesetzt und für Projekte zur Unterstützung von Minderheitsrechten. Er war im Februar von Vorwürfen freigesprochen worden, er habe Proteste gegen die Regierung organisiert und finanziert. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat die Freilassung von Osman Kavala gefordert. Auch Amnesty International äußerte sich: „Osman Kavala hat es mit weiteren haltlosen, politisch motivierten Vorwürfen in einer Strafverfolgung zu tun, die Teil eines größeren Versuchs von türkischen Behörden ist, die unabhängige Zivilgesellschaft zum Schweigen zu bringen“, kritisierte Nils Muizniek von der Menschenrechtsorganisation. (dpa/afp)