… FRANK HENKEL?
: Elternzeit nehmen, vielleicht

Nach aktuellen Umfragen ist Frank Henkel (CDU) derzeit der beliebteste Politiker Berlins, und eigentlich könnte er jetzt entspannt Elternzeit nehmen. Im Oktober wird der Innensenator Vater, und bis zum jährlichen Höhepunkt seines Amtes am 1. Mai ist noch genug Zeit. Er habe sich darüber „ehrlicherweise noch keine größeren Gedanken gemacht“, hat Henkel gerade der Berliner Morgenpost gesagt. Mit ein bisschen Überlegen wird ihm klar werden: Nichts käme seinem Traum von der modernen Großstadtpartei CDU besser zupass als Schlagzeilen vom amtierenden Senator in Babypause.

Was soll er schon groß versäumen? Wer PolizeichefIn wird, will Henkel Anfang Oktober entschieden haben. Das neue extremistische Schreckgespenst, die Salafisten, treiben ihr Unwesen eher in Nordrhein-Westfalen und Hessen. Und gerade hat die Berliner Polizei bekannt gegeben: Im Vergleich der ersten Halbjahre 2011/2012 sanken die Straftaten um 2,7 Prozent.

Höchstens sein Chef im Senat und Kollege im Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft, Klaus Wowereit, müsste Henkels fehlenden Beistand fürchten: Als „sehr kritisch“ und „sehr gut informiert“ habe er Wowereit in Aufsichtsratssitzungen erlebt, gab sich Henkel am Wochenende loyal und schob gönnerhaft hinterher: „Klaus Wowereit ist und bleibt eine tragende Säule dieser Regierung.“ Aber wenn die Flughafen-Eröffnung dann bald noch mal verschoben worden ist, kann er solch tröstende Worte auch per Telefon vom Wickeltisch aus spenden.

Überhaupt: Henkel und Kinder, das passt. Noch viel besser als bei Wowereits Wahlplakat, auf dem er sich von Kindern mit diesem Stoffkrokodil im Gesicht herumfuchteln ließ. Wer genau hinsieht, erkennt sympathische Ähnlichkeit zwischen Henkels Antlitz und dem kleinen grünen Schnappi. Und das war ja der eigentliche Star jenes Plakats.

Der Star der Berliner Politik jedenfalls ist, fast ein Jahr nach den Wahlen zum Abgeordnetenhaus, Frank Henkel. Auf der Beliebtheitsskala verweist er nicht nur Wowereit und den Rest des Senats auf die Plätze, sondern auch alle, die auf den Oppositionsbänken herumlümmeln. Als die Nachrichtenagentur dpa um Stellungnahmen zum Henkel-Hype bat, musste der Grüne Benedikt Lux schon so Weltbewegendes wie die Abrechnungsproblematik bei den Rettungsdiensten bemühen, um Kritikwürdiges am Innensenator zu finden. Henkel kann Elternzeit nehmen, und ruhig mehr als die üblichen zwei Monate. SEPU Foto: dapd