Kommentar von Jan Zier über die Rettung des maritimen Kulturguts
: Ein Rettungs-Spinnaker für Traditionssegler

Wann immer in Politik und Werbung vom maritimen Erbe die Rede ist und die Bedeutung der Seefahrt beschworen wird, dann rauscht mit Sicherheit bald ein Traditionssegler durchs Bild. Und zwar gerade hier an der Küste, wo zu Festivals wie der Sail in Bremerhaven oder dem Hamburger Hafengeburtstag Hunderttausende von Menschen strömen. Einige wenige dieser Schiffe werden dann immer wieder als „Wahrzeichen“ der jeweiligen Stadt gefeiert – in Hamburg ist es die „Peking“, in Bremen die aus der Beck’s-Reklame bekannte „Alexander von Humboldt“.

In der Regel sind dies Schiffe, die nicht mehr fahrtauglich sind. Denn so ist es viel billiger! Viel Geld für Traditionssegler wird bei uns nur ausgegeben, wenn es beispielsweise um die „Gorch Fock“ geht, wo ein paar dutzend Millionen mehr oder weniger keine Rolle spielen, weil sie ja der Marine gehört. Oder um ein Schiff wie die „Seute Deern“ aus Bremerhaven, die schifffahrtshistorisch zwar belanglos ist, sich aber bester SPD-Kontakte in die Bundespolitik erfreut.

Nein, hierzulande bemühte sich der bayerische Bundesverkehrsminister in der Vergangenheit intensiv darum, ehrenamtlich und gemeinnützig betriebenen Traditionsschiffen mit unsinnigen Sicherheitsauflagen möglichst flächendeckend den Garaus zu machen. Das konnte zwar verhindert werden. Dennoch wäre nun eine Art Reparation fällig. Und in Dänemark etwa wird eben jenes maritime Erbe viel besser gepflegt.

Dabei geht es nicht um überholte Seefahrerromantik, die sich in allerlei Nippes und wilden Storys aus längst vergangenen Zeiten erschöpft. Hier geht es um gelebte Kulturgeschichte und Denkmalschutz zur See. Und um soziale Kompetenzen, die sich gerade auf solchen Schiffen lernen lässt, so schnell wie nirgendwo sonst: Hier zählt der Einzelkämpfer nichts.

Viele dieser Schiffe müssten wie Museen gefördert werden, auch die „Zuversicht“. Dass sie jetzt vom Staat mit einen Rettungs-Spinnaker vor dem Abwracken und dem Folgen der Pandemie gerettet werden, ist das Mindeste.