KOMMENTAR: PETRA SCHELLEN ÜBER KITA-AUSBAU
: Halbherzige Planung

Die 35-Prozent-Marke hat mit dem realen Bedarf vermutlich nichts zu tun

Es ist eine jener halbherzigen Planungen, die den Betroffenen dann irgendwann auf die Füße fallen: Nicht nur, dass die 35-Prozent-Zielmarke für Kitas rein willkürlich gesetzt ist und mit dem tatsächlichen Bedarf vermutlich wenig zu tun hat. Denn warum eigentlich sollte nur jede dritte Mutter berufstätig sein wollen? Warum glaubt man, dass zwei Drittel aller Familien fitte, bereitwillig sittende Großeltern in der Nähe haben?

Abgesehen davon hat das Land Schleswig-Holstein wohlweislich beschlossen, nur den Ausbau der Kitas zu bezuschussen. Das schmerzt klamme Kommunen zwar auch, aber immerhin ist es eine einmalige Summe. Es sind investive Mittel, wie sie in allen Sparten leichter fließen – und danach ist man raus aus dem Spiel. Danach aber geht es erst richtig los: Personalkosten sind dann nämlich zu stemmen – insbesondere dann, wenn die Öffnungszeiten erweitert werden sollen, und das bei konstant kleinen Gruppen.

Deshalb ist es richtig, dass die Kommunen das Land auf die Herausgabe solcher Gelder verklagen. Denn selbst, wenn dabei wenig herauskommen sollte: Man hat den Finger wenigstens in die Wunde gelegt und gezeigt, welche Farce eine solch unreflektierter Beschluss bedeutet. Der nämlich hat – allem Gerede von der „Bedarfsgerechtigkeit“ zum Trotz – mit den realen Bedarfen der Familien, vor allem aber: der Mütter, die im Zweifel eben doch den Job aufgeben, wenig bis gar nichts zu tun.