nachruf
: Der General für den Sieg in Vietnam

Er verkörperte die militärische Niederlage der USA in Vietnam: US-General William Westmoreland. Der viel Gescholtene starb am Dienstag im Alter von 91 Jahren in dem Altersheim, in dem er mit seiner Frau lebte.

Von 1964 bis 1968 befehligte Westmoreland die US-Truppen in Vietnam. Während dieser Zeit erhöhte er deren Stärke auf eine halbe Million und weitete die Kämpfe gegen die kommunistischen Vietnamesen dramatisch aus. „Search and Destroy“ war seine Strategie. Doch er unterschätzte den Rückhalt der Rebellen in der Bevölkerung und glaubte, sie allein mit militärischer Übermacht schlagen zu können. Zwar wurden unter seiner Führung die Rebellen 1968 während der „Ted-Offensive“ zurückgedrängt. Die heftigen und verlustreichen Kämpfe zermürbten jedoch daheim Politik und Bevölkerung.

Präsident Lyndon Johnson stoppte daher die Stationierung weiterer GIs, ein Schritt, der mit Westmorelands Begehren kollidierte, immer mehr Einheiten nach Südostasien zu verlegen und den Krieg auszuweiten. Er machte den mangelnden Willen der Regierung, den Krieg auch in Laos und Kambodscha zu führen, für das Anwachsen der kommunistischen Guerilla verantwortlich. Um sich des Widersachers zu entledigen, lobte Johnson ihn auf den Oberbefehlshaber-Posten der US-Streitkräfte weg, bevor er 1972 seine Generalsuniform an den Nagel hängte.

Westmoreland, der sich seine Sporen im Zweiten Weltkrieg und Koreakrieg verdiente und danach die militärische Kaderschmiede West Point leitete, stellte den Sinn des Krieges nie in Frage. Er weigerte sich hartnäckig anzuerkennen, dass Amerika den Vietnamkrieg verloren hatte. Vielmehr argumentierte er, die USA hätten den Vormarsch des Kommunismus in Asien aufgehalten.

Nach seinem Rückzug ins Zivilleben versuchte Westmoreland einen kurzen Ausflug in die Politik und kandidierte erfolglos für das Gouverneursamt in South Carolina. Später führte er andere Schlachten, vor allem um seine Ehre: So verklagte er den TV-Sender CBS, der seine militärische Weisheit kritisierte und ihm zudem unterstellte, die Öffentlichkeit bezüglich der Stärke der Rebellen in Vietnam lange hinters Licht geführt zu haben. Der Prozess endete mit einem Vergleich.

Einen seiner letzten großen Auftritte hatte Westmoreland, der sich zum Anwalt der oft verschmähten Kriegsveteranen machte, als er 1982 zur Einweihung des Vietnam-Denkmals in Washington den Veteranen-Marsch anführte – ein Denkmal, das den Versuch unternahm, die tiefen Wunden, die der Krieg in die US-Gesellschaft gerissen hatte, langsam zu heilen. Er nannte den Tag einen der „emotionalsten seines Lebens“.MICHAEL STRECK