wortwechsel
: Stille Nächte dank Ausgangssperre

Auch den Leser:innen sitzt das Jahr in den Knochen, neben Lob und Tadel für die taz verärgern konfuse Politiker:innen im Lockdown und rücksichtslose Mitmenschen

Weihnachtsshopping mit Maske und Heiligenschein Foto: Fabrizio Bensch/reuters

Ohne Risikozuschlag

„Zwischen Wut und Routine“,

taz vom 29. 11. 2020

Herzlichen Dank, dass Sie als eine der wenigen über die Situation der Pflegenden in dieser Coronazeit berichten.

Ich als Pflegekraft bin immer besonderem Risiko ausgesetzt, habe keinen Bonus erhalten, habe manchmal keine Schutzmaterialien und reagiere inzwischen auf Beifall allergisch. Der Staat ignoriert uns, die Querdenker infizieren sich fleißig und ich muss bei meinem Minigehalt auch noch mit positivem Test arbeiten. Klasse. Das lässt Vergleiche mit Zuhältern aufkommen. Die Gewinne, die ich im Krankenhaus erwirtschafte, kommen den Aktionären zu, während ich meinen Körper hinhalten muss und mein Leben riskiere ohne Risikozuschlag.

Constanze Hahn, Marburg

Alles bleibt unklar

„Stille Nacht schon ab Mittwoch“,

taz vom 13. 12. 20

Wieder einmal sitzen wir im „Lock-Shutdown“ fest. Unsere Profikicker kicken weiterhin durch menschenleere Geisterstadien, die Rennstallpiloten, die galoppieren immer noch völlig sinnfrei ihre Runden und keiner schaut richtig hin. In den Kirchen bleibt es still und stumm, Singen und lautes Grübeln bleiben strengsten verboten, dafür stürmen rüstige Rentner alle Apotheken im Lande total maskenleer.

Die meisten Politiker schauen weiterhin sehr miesepetrig drein und schieben den Schwarzen Peter ihrem Volk zu, und Jens Spahn, der Oberoptimist, der übt schon längst mit seiner Coronaspritze zielgenaues Impfen.

Nichts Neues im Lande, alles bleibt unklar. Klaus P. Jaworek, Büchenbach

Gute Berichterstattung

„EU friert Gelder für Äthiopien ein“,

taz vom 16. 12. 20

Ihre Berichte über die aktuelle Lage in Äthiopien sind sehr gut. Mein Mann kommt aus Tigray und wir sind entsetzt über das, was passiert. Man hat dies aber letztendlich bereits vor zwei Jahren zunehmend kommen sehen, was passieren wird. Leider haben wir keinen Kontakt zu unserer Familie in Tigray, dieses ist unbeschreiblich. Daniela Gretz, Stuttgart

Schuldfrage?

„Ich bin kein Ichling!“, taz vom 12. 12. 20

Die Schuld am Lockdown trägt nicht Angela Merkel, nicht die „Jugend“, nicht das Robert-Koch-Institut, auch nicht das „System“ oder die Politik und Wissenschaft generell.

Die Wissenschaft sagt uns seit Monaten, dass sich das Virus am besten in geschlossenen Räumen verbreitet. Jeder wusste, dass im Herbst eine zweite Welle kommen wird. Jeder wusste, dass eine steigende Zahl an Infektionen auch eine steigende Zahl an Toten, Infizierten und Menschen, die in Quarantäne müssen, bedeutet. Alle haben im Frühjahr mitbekommen, welche Konsequenzen diese Regeln und ein Lockdown für Gastronomen, Einzelhändler, Selbstständige, Musiker, Künstler und jeden Einzelnen von uns haben. Und trotzdem gibt es viele Menschen, die ohne Rücksicht auf Verluste weitermachen wie bisher und nicht bereit sind, ihre sozialen Kontakte nach draußen oder ins Internet zu verlegen.

So steigt die Zahl der Toten weiter, mehr Menschen müssen in Kurzarbeit oder verlieren ihre Jobs, unsere Freizeitmöglichkeiten werden weiter eingeschränkt, die Steuereinnahmen gehen zurück und der Wirtschaft geht es immer schlechter.

Es heißt nicht „Die Regierung gegen uns“, sondern „Wir gegen das Virus“.

Sebastian Wirtz, Aachen

Nur zum Schutz

„Bombenstimmung bei den Sozis“, taz vom 20. 12. 20

Wieder mal haben zwei weitere Totengräber der SPD ihren Auftritt: Der stets phallisch daherstaksende kleine Heiko im Duett mit seinem wichtigtuerischen, gar nicht mehr so dicken Genossen Gabriel. Diese beiden gerieren sich schamlos als Waffenlobbyisten: Bewaffnete Drohnen für die Bundeswehr. Wozu? Alles nur zum Schutz unserer Soldat*innen bei Aus­lands­einsätzen. Nur übersehen diese sozialdemokratischen Kriegstreiber, dass laut Grundgesetz die Bundeswehr ausschließlich für die Landesverteidigung zuständig ist und daher im Ausland absolut nichts zu suchen hat. Aber scheiß aufs Grundgesetz, wird ja eh nur benötigt für pathetische Schwurbeleien in Sonntagsreden.

Harald Seiling, Lünen.

Entwicklungshemmung

„Streiten. Aber richtig!“, taz vom 18. 12. 20

Evolutionsmäßig sind wir noch dieselben Menschen, die ziemlich einhellig der Meinung waren, dass man Hexen erkennen könne und dann verbrennen müsse.

Zusätzlich sind wir heute von viel mehr unverständlichen technischen Wundern umgeben als damals. In den USA findet bereits knapp die Hälfte der Bevölkerung nichts daran auszusetzen, dass Fakten Ansichtssache sind. „Ganz einfach“ ist das Problem also nicht.

Hermann Karcher, Sankt Augustin

Wort halten

„Sie verdient eine Chance“, taz vom 14. 11. 20

Mit welchem Recht soll Frau Giffey eine zweite Chance bekommen? Aus dem Artikel von Anna Lehmann ist zu lesen, dass Frau Giffey selber gesagt hat, dass sie im Falle einer Aberkennung des Titels ihre politischen Ämter niederlegen werde. Warum steht sie nicht zu dem, was sie gesagt hat? Ganz einfach: Frau Giffey möchte ihre politische Karriere nicht beenden und verzichtet lieber freiwillig auf ihren Titel. Schlau gemacht Frau Giffey!

Stellt sich natürlich die Frage, ob sie ohne Doktortitel diese Stellung als Familienministerin überhaupt bekommen hätte; weiter stellt sich die Frage, ob sie ohne Doktortitel auch dasselbe Gehalt bekommen hätte.

Was ist mit den Menschen, die wegen des Diebstahls von trockenem Brot am Arbeitsplatz die fristlose Kündigung erhalten haben, oder mit den Menschen, die wegen des Diebstahls von Strom am Arbeitsplatz zum Handyladen die fristlose Kündigung erhalten haben? Haben diese Menschen eine zweite Chance bekommen? Ich glaube nicht.

Liebe Frau Giffey, lassen Sie endlich Taten zu ihren Aussagen folgen und treten Sie von allen politischen Ämtern mit sofortiger Wirkung zurück.

Michael Grenzheuser, Offenberg

Zoll durch die Hintertür

„Die Lex Amazon ist Quatsch“,

taz vom 20. 12. 20

Prima geschrieben! Statt eine sinnlose „Paketabgabe“ zu erfinden, sollten Haase und Jung also lieber ihre Parteigenossen von einer vernünftigen Steuerreform für Großkonzerne überzeugen.

Ich bezweifele, dass diese „Steuer“ mit dem EU-Freihandelsabkommen vereinbar ist. Ich könnte bei Amazon.pl bestellen, die Ware nach Deutschland liefern lassen und so diese „Steuer“ umgehen. Sollte Deutschland Steuern dann auf die aus dem EU-Ausland gelieferten Produkte, eine solche „Abgabe“, erheben, wäre das die Einführung eines Handelszolls durch die Hintertür – ganz klar in der EU nicht zugelassen. Die Versandriesen sollten ihre Klagen jetzt schon vorbereiten.

Petra Eva, Ennepetal

Da verliert man den Mut

„Schwarz-Grün kommt“, taz vom 19. 12. 20

Was macht die Union mit dem grünen Partner? Wenn man sich den Zustand des bisherigen Mehrheitsbeschaffers der Union ansieht, verliert man vollends den Mut. Etliche Schrammen haben sich die Sozialdemokraten zwar selbst zugefügt, bei vielen anderen hat die Union tatkräftig mitgewirkt.

Die Grünen mögen sich bitte den Profilverlust der SPD ansehen! So sieht man halt aus, wenn man sich mit einer „kampferprobten Verhinderungsmaschine“ eingelassen hat. Klaus-Joachim Heuser, Gütersloh