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wortwechselAch Mensch, soo wenig Lametta war noch nie!

Pandemie statt Euphorie. Der Lockdown beginnt. Gäste zählen! Erst zehn, dann fünf, dann …Weihnachten wird einsamer als sonst. Ach Merkelchen, warum hat das so lange gedauert?

Ausgangssperre zwischen 21:00 und 5:00 Uhr: Düren, Nordrhein-Westfalen am 14. 12. 20 Foto: Henning Kaiser/dpa

Geh mit Gott, aber geh!

„Lockdown für alle – außer Gott?“,

taz vom 10. 12. 20

Liebe taz, ich habe mal im Plädoyer für die Offenhaltung der Gebetshäuser „Kirche“ durch „Universität“ ersetzt. Es ist absurd, oder? So wie Universitäten zum größten Teil Onlinelehre und online-Konferenzen machen, sollten das die Kirchen eben auch tun, zumal ja die meisten aktiven Kirchenmitglieder ohnehin zu den Risikogruppen zählen. Stefan Müller, Berlin

„Neue Coronamaßnahmen: Endlich ein echter Lockdown“, taz vom 12./13. 12. 20

Beten erlaubt

„Ein Lockdown, der seinen Namen verdient“? Wenn ich nachschlage, heißt Lockdown wörtlich „Einschluss, Zusperren, Wegschließen“. Nicht wörtlich hat es noch mehr Bedeutungen, die vorherrschende ist die totale Ausgangssperre. Leider ist mehr erlaubt als verboten. Ich vermisse die notwendige Kritik daran, dass Gottesdienste erlaubt sind, obwohl sie unstreitig nicht zum Lebensnotwendigen zählen. So umgeht man den beabsichtigten Eindämmungseffekt und riskiert Infektions-Hotspots. Andrea Halsdering, Castrop

Was wäre passiert?

Was wäre wohl passiert, wenn Weihnachten im Coronajahr 2020 erstmalig in Deutschland stattgefunden hätte? Säugling Jesus im Stall gefunden – Polizei und Jugendamt ermitteln? Schreiner Josef aus Nazareth und unmündige Mutter Maria vorläufig unter Arrest? Wahrscheinlich: Beherbergungsverbot und antisemitische Hetze gegen diese jüdische Familie ohne festen Wohnsitz! Sie würden allesamt wegen Vagabundierens, Verletzung der Corona-Reisebeschränkung, der Stallbesetzung und einer Corona-Weihnachtsfeier mit den Hirten und den Heiligen Drei Königen aus viel zu vielen Hausständen vorläufig festgenommen und danach als mögliche Gefährder vom Verfassungsschutz beobachtet. Roland Winkler, Aue

Vorbild Tübingen?

Warum orientieren wir uns nicht am Erfolgskonzept von Oberbürgermeister Boris Palmer in Tübingen? Neuinfektionsrate bei den über 75-Jährigen bei null. Warum? Hauke Lenz, Coburg

Tödliche Angst

Mein Vater ist an dieser Angst wegen Corona verstorben, dass man nichts mehr darf (Pflegeheim), in den Medien nur noch Panik verbreitet wird.

Und er ist nicht an Corona verstorben! Das sollten Sie auch in Betracht ziehen! Cornela Drößiger, Stadtroda

Naturkatastrophe?

Ich lese und nicke im Stillen zu diesem bejahenden kleinen Text.

Aber: Nein, diese Pandemie ist ebenso wenig eine Naturkatastrophe wie der Klimawandel oder der Finanzcrash vor zwölf Jahren. Ulrich Varwig, Duisburg

Runter mit der Miete!

Endlich hat sich die Bundesregierung, aber leider viel zu spät, zu einem harten Lockdown durchgerungen. Die Leidtragenden sind natürlich wieder einmal die Läden und Kaufhäuser, die nicht für den täglichen Bedarf unbedingt notwendig sind. Warum appelliert keiner an die Vermieter, die sich mit Ladenmieten eine goldene Nase verdienen? Auch sie haben eine Verantwortung für unsere Gesellschaft und sollten auf Teile der Miete verzichten. Unsere Innenstädte werden ansonsten bald verwaist und trostlos aussehen. Und schließlich könnte man auch eine saftige Internetsteuer auf Online-Shopping einführen, um damit das Offline-Shopping in der Fußgängerzone, vor allen Dingen nach der Krise, wieder zu stärken!

Thomas Henschke, Berlin

„Ich bin kein Ichling“,

taz vom 12./13. 12. 20

Hotspot Sachsen

Liebe Frau Gaus, auch ich und viele in meinem Umfeld sind keine Ichlinge. Aber betrachtet man den Corona-Hotspot Sachsen, wo ich mich dieses Jahr etliche Wochen aufgehalten habe, so kann ich Ihre Auffassung nicht teilen. Dort konnte ich leider beobachten, dass ein großer Teil der Bevölkerung sich in keinster Weise an die AHA-Regeln gehalten hat oder sogar aktiv zu den Coronaleugnern gehört. Studien weisen darauf hin, dass es offensichtlich hier auch einen unmittelbaren Zusammenhang mit einem hohen AfD-Wähleranteil und hohen Inzidenzzahlen Corona-positiv Getesteter gibt.

Christiane Sundermeyer, Bremerhaven

Ausgangssperre. Punkt.

Ich denke, man/frau kann nur die Kontakte reduzieren, wenn durch Ausgangssperren die Möglichkeiten der Kontakte reduziert werden. Ich weiß, dass dadurch sich diejenigen bestraft fühlen, die sich sowieso schon korrekt verhalten. Ich weiß auch, wie anstrengend alles ist. Doch im Gegensatz zur Spanischen Grippe von vor 100 Jahren haben wir bald eine Impfung und damit ein Ende für die Kontaktarmut. Darauf warte auch ich.

Cornelia Richter, Berlin

Ein neues Täter-Profil?

Die permanente und auch teilweise provozierende Missachtung der Ermahnungen und leider ebenso der furiosen Aufklärung mit Fakten hat Folgen: Einen differenzierten „hochwertigen“ Strafenkatalog, Angst vieler vor Fehlverhalten und die Einigelung von Nicht-Ichlingen. Der Diskurs ist jetzt mehr gehemmt als enthemmt. Stigma: das neue Täterprofil.

Das ganze Konzept wird teuer, eine transnational koordinierende Software für Public Health und eine funktionierende, allgemein akzeptierte und potente Corona-App hätten vielleicht schon früher Abhilfe schaffen können. Wohl auch zum Preis von Lockerungen im Datenschutz. Die Gretchenfrage stellt sich vor diesem Weihnachtsfest wieder: Wie hoch ist der Preis der Freiheit und Selbstbestimmung in unserer Zivilgesellschaft?

Martin Rees, Dortmund

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