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Weniger Lärm oder mehr Jobs

Linke und Grüne fordern eine Debatte um die geplante Bahnwerkstatt. In der Koalition mehren sich Zweifel am anvisierten Standort in Oslebshausen. Dieser ist nah an einer Wohnsiedlung, würde aber Jobs retten

VonJan Zier

Im Streit um die geplante Bahnwerkstatt fordern die grüne Umweltsenatorin Maike Schaefer und der Linken-Landesvorsitzende Christoph Spehr eine „breite Debatte“. Die habe es bisher nicht gegeben. Zugleich kommen innerkoalitionär Zweifel auf, ob der bisher anvisierte Standort in Oslebshausen tatsächlich der richtige ist. Das ist das Ergebnis einer Diskussion in der Verkehrsdeputation.

Der Hintergrund: Die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) investiert in mindestens 30 neue Doppelstockzüge für den Regionalverkehr. Drum herum soll eine neue Werkstatt mit Waschanlage entstehen. Noch ist nichts entschieden – doch das SPD-geführte Häfenressort um Senatorin Claudia Schilling bevorzugt als Ort eine brachliegende Gleisanlage in Oslebshausen, die derzeit noch Bremen gehört und im Häfenressort verwaltet wird.

In Oslebshausen stößt das auf scharfe Kritik – der Stadtteil ist von Müll, Verkehr und Lärm eh stark belastet und der rot-grün-rote Koalitionsvertrag versprach ihm eine Entlastung. Hafen-Staatsrat Tim Cordßen (SPD) verspricht zwar, die Pläne der Öffentlichkeit vorzustellen – aber erst, wenn die LNVG über den Standort entschieden hat.

„Die Stadt fällt hier eine hochpolitische Entscheidung“, sagt Spehr – das dürfe man nicht allein der Häfensenatorin überlassen. Er vermisst vor allem eine offene Auseinandersetzung um die Frage, welche Fläche am besten geeignet ist. Bisher sind der grünen Bau- und Umweltsenatorin und auch der linken Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt die Hände gebunden – sie dürfen sich erst im späteren Verfahren offiziell äußern.

Keine optimale Lösung in Sicht

Für die Brache in Oslebshausen spricht wohl, dass sie Bremen gehört – die Deutsche Bahn vergebe ihre Flächen ungern an andere Unternehmen wie die LNVG, heißt es aus dem Bauressort. Doch selbst SPD-Deputationssprecher Falk Wagner sagt, dass ein anderer Standort als der in Oslebshausen die Probleme „verringern“ würde, zumal der „sensibel nah“ an der Großwohnsiedlung Wohlers Eichen gelegen sei. Gemeint ist die zentraler gelegene Fläche an der „Oldenburger Kurve“. Insider sagen, die Bahn wäre sehr wohl bereit, diese Fläche für die Werkstatt zur Verfügung zu stellen.

Zugleich fürchtet Wagner, dass die erhofften 100 Jobs dann nicht in Bremen entstehen könnten, sollte die LNVG ganz woanders bauen, zum Beispiel in Niedersachsen. Derzeit betreibt die Deutsche Bahn eine Werkstatt an der Parkallee, die geschlossen wird – 80 Jobs könnten so für Bremen verloren gehen. Oder eben von der LNVG gerettet werden.

Politiker*innen aller Regierungsfraktionen sowie der FDP äußern nun großes Verständnis für die Kritik und die Befürchtungen aus Oslebshausen. Am Ende ist womöglich die Frage, was schwerer wiegt: Die Jobs oder der Lärm. „Es gibt keine einfache Lösung“, sagt Senatorin Schaefer.

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