Corona lässt den BER schrumpfen

Schließung von Startbahn und Terminal in Schönefeld soll Einnahmeausfall teilkompensieren

Kurz nach der Eröffnung des BER soll die am 4. November in Betrieb genommene südliche Start-und-Lande-Bahn schon wieder schließen – vorübergehend. Auch das alte Schönefelder Flughafenterminal, mittlerweile „Terminal 5“ des BER, legt eine Pause ein. Wegen anhaltend niedriger Passagierzahlen versucht die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB), an vielen Stellen Kosten zu senken. Gleichzeitig braucht sie Millionen von ihren Gesellschaftern Berlin, Brandenburg und dem Bund.

Der Verkehr sei aktuell wieder auf ein Zehntel des für die Jahreszeit üblichen Niveaus zurückgegangen, sagte Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup am vergangenen Freitag nach einer Aufsichtsratssitzung der FBB. Statt mit 36 Millionen Passagieren wie im Jahr 2019 rechnet er für 2020 nur noch mit 9,1 Millionen und 2021 mit 10 Millionen. „Solange Corona das Reisen schwermacht, werden wir nur wenig Besserung erwarten können.“

Schon dieses Jahr gleichen die Gesellschafter die coronabedingten Umsatzausfälle mit 300 Millionen Euro aus. Nächstes Jahr stellen sie 660 Millionen Euro bereit, die Verträge dafür seien fertig, wie Lütke Daldrup sagte. Er sprach von einem „Coronadarlehen“.

Allerdings hatte die FBB schon vor Corona einen Bedarf von etwa 375 Millionen Euro für 2021 angemeldet, vor allem, um Rechnungen für den mit neunjähriger Verspätung gestarteten BER zu begleichen. 108 Millionen Euro hatten die Gesellschafter schon vor zwei Jahren zugesagt. Lütke Daldrup glaubt, dass der BER 2025 seine Betriebskosten allein decken kann.

Unterdessen geht die Debatte über eine Teilprivatisierung weiter. Der zuständige Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, Werner Gatzer, sagte dem RBB, es gebe seines Wissens „private Investoren, die bereit sind einzusteigen“. Man werde fragen müssen, ob alle Gesellschafter Anteile abgeben, damit das geschehen könne. Für die nächsten zwei Jahre sei das laut Gesellschaftervertrag ausgeschlossen.

Steigt der Bund aus?

Berlin und Brandenburg lehnen die Teilprivatisierung bislang ab. Berlin wolle nach der Krise selbst mit dem Flughafen Geld verdienen, sagte Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD) dem RBB. „Wenn der Bund sich zurückziehen will, können wir das nicht verhindern.“

Im Gegenzug für die bisherige Hilfe muss der Staatsbetrieb seine Kosten schon jetzt so weit wie möglich senken. Das alte Schönefeld-Terminal soll bis Ende März für zunächst ein Jahr schließen und so die Kosten 2021 um 20 bis 25 Millionen Euro senken. Mit der Südbahn-Schließung spare man die Arbeit von etwa 50 Mitarbeitern ein, sagte Lütke Daldrup. Der Verkehr wird dann nur mit dem Hauptterminal und der nördlichen Start-und-Lande-Bahn abgewickelt – wie lange, ist offen. „Wir müssen auf Sicht fahren“, hieß es.

Für die rund 2.200 FBB-Mitarbeiter wurden für die nächsten beiden Jahre Nullrunden vereinbart und betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. Aber knapp jede vierte Stelle fällt weg, 125 in diesem Jahr, weitere 400 in den nächsten. Nach einer Pause rund um die Inbetriebnahme kehrt die FBB im Dezember zur Kurzarbeit zurück. (dpa)