Künftig ohne Kondomwanderungen

Aufklärung App statt Tapeziertisch: Die Bremer Aidshilfe modernisiert ihre Informationskanäle. Dazu gehören zwei sehr gelungene Kinospots und ein interaktiver Risikotest per Smartphone

„Mit Party-Flyern und Infotischen erreicht man heute niemanden mehr“

Thomas Elias, Aidshilfe Bremen

„Sich als wanderndes Kondom zu verkleiden, ist albern“: Thomas Elias weiß, wovon er spricht. Seit 1994 ist er Geschäftsführer der Aidshilfe, noch viel länger Aktivist – und nun ist die Zeit für neue Formen der Öffentlichkeitsarbeit gekommen. Als bundesweit erste Einrichtung dieser Art bietet die Bremer Aidshilfe jetzt eine Smartphone-App an.

Dort erfährt man alles über Aids, Hepatitis und Syphilis. Auch ein interaktiver Test ist Teil der kostenlos im Apple-Appstore und im Android Market ladbaren Anwendung. Nach risikoreichen Sexualpraktiken bekommt man dort anonym eine erste Gefahrenabschätzung. Aber ist die Kehrseite dieser Niedrigschwelligkeit nicht die Gefahr, dass sich Betroffene auf technisch generierte Risikoprognosen verlassen? „Wir wollen keinesfalls die persönliche Beratung ersetzen“, betont Elias. Im Gegenteil: Mit einem Klick könne man aus der App heraus den Berater anrufen oder anmailen. Ein Navigationstool erleichtert Auswärtigen, die sich aus Diskretionsgründen nicht in ihrer eigenen Stadt beraten lassen wollen, die Anreise.

„Mit Party-Flyern und Infotischen erreicht man heute niemanden mehr“, sagt Elias. Deswegen hat die Aidshilfe auch Kinospots erstellen lassen. Der Bioleistungskurs des SZ Neustadt hat einen sehr beachtlichen Clip gedreht, Kolja Burmester einen animierten Comic gezeichnet: Bei den Stadtmusikanten fehlt der Hahn, aber nur kurz. Er macht den neuen Aids-Schnelltest – zu dem dann auch der Roland eilt. Den Esel spricht übrigens Klaus Schloesser, der dasselbe früher für Henning Scherf tat.  Henning Bleyl