Frauenhäuser unvorbereitet

Die Linke kritisiert, dass der Senat Frauen in umstrittenen Quarantäne-Einrichtungen unterbringen will

„Das kannnicht ernst gemeint sein“

Cansu Özdemir, Fraktionsvorsitzende der Linken

Die Linksfraktion in der Bürgerschaft hat die Vorbereitungen auf mögliche Coronafälle in den Hamburger Frauenhäusern kritisiert. „Wir sind mitten in der zweiten Welle der Pandemie und es gibt keinen vernünftigen Plan für die Unterbringung von positiv getesteten Bewohnerinnen der Frauenhäuser oder dortige Verdachtsfälle“, sagte die Fraktionsvorsitzende Cansu Özdemir am Mittwoch.

In seiner Antwort auf eine Kleine Anfrage Özdemirs hatte der rot-grüne Senat zuvor mitgeteilt, dass Frauen, die derzeit in einem Frauenhaus untergekommen sind, notfalls in den Quarantäne-Unterkünften der öffentlich-rechtlichen Unterbringung aufgenommen werden sollen. Voraussetzung sei jedoch, dass es dort freie Kapazitäten gebe, so der Senat.

„Das kann nicht ernst gemeint sein“, sagte Özdemir – auch mit Blick auf die Unterbringung von Geflüchteten. „Gerade erst wurde die Quarantäne-Einrichtung der öffentlich-rechtlichen Unterbringung in Rahlstedt aufgelöst, weil die Zustände dort unhaltbar waren.“

Nach Angaben des Senats steht die Sozial- und Gesundheitsbehörde auch in Kontakt mit verschiedenen Hotelbetreibern. „Die Verhandlungen sind noch nicht abgeschlossen“, heißt es in der Antwort. „Der Senat hätte sich schon längst um eine Lösung für dieses absehbare Problem bemühen müssen“, bemängelte Özdemir.

In Hamburg wurde im Mai das sechste Frauenhaus eröffnet. Insgesamt werden laut Senatsantwort 196 Schutzplätze vorgehalten. Weitere 30 Plätzen stehen im Frauenhaus des Diakonischen Werks zur Verfügung. In diesem Jahr seien bis Ende September insgesamt bereits 254 Frauen und 266 Kinder in den Einrichtungen untergekommen. Die durchschnittliche Verweildauer betrug demnach 167 Tage. (dpa)