Bolschewiki am Bodensee

Von unserer Kontext-Redaktion↓

Im Kreml haben sie sich schon die Hände gerieben: Der Pantisano wird Oberbürgermeister von Konstanz. Das müssen die beiden Autoren befürchtet haben, die kurz vor der Wahl im „Spiegel“ eingeschritten sind und den „Genossen Camouflage“ enttarnt hatten. Auf dessen Homepage müsse man „eine Weile suchen“, bis man den „knappen Hinweis auf Pantisanos Linken-Mitgliedschaft findet“.

Und dann noch die Wahlplakate. Nicht die Spur von Rot! Alles grün! So ein Betrug! Was sind wir also froh, dass – dank „Spiegel“, „Südkurier“ und der völlig verängstigten Konstanzer CDU – der klammheimliche Einzug des Kommunismus gerade nochmal verhindert werden konnte. Meine Güte, beinahe Bolschewiken am Bodensee. Sagen wir so: Kontext-Lesen bildet, auch Journalisten, denn bei uns steht, seit Pantisanos Kandidatur diesen Februar bekannt wurde und ganz ohne Camouflage, dass der gebürtige Waiblinger für Bernd Riexinger, den Linken-Chef, arbeitet.

Die Plakate hätten übrigens orange werden sollen, bevor sie grün wurden, erzählt Pantisano auf der Wahlparty im Freien. Bester Laune, weil er am See ein beachtliches Bündnis für Klimaschutz aus dem Boden gestampft hat, parteiübergreifend, inklusive aller Organisationen, die man im links-grün versifften Lager gängigerweise schätzt. Der amtierende und neue OB Uli Burchardt macht einen abgeschafften Eindruck, wie er mit demon­strativer Siegergeste (die Säge) zur Ergebnisverkündung ins defizitäre Bodensee­forum kommt. Wenn am Ende noch eine Rote-Socken-Kampagne herhalten muss, ist das eben anstrengend. „Nichts treibt Menschen so sehr an die Wahlurne wie die Angst“, kommentiert unser Autor ­Michael Lünstroth. Wohl wahr. Der „Südkurier“, der fragt, was wohl los wäre, wenn ein AfD-Mitarbeiter seinen politischen Hintergrund im Wahlkampf verschwiege, ist jedenfalls erleichtert.