Was’n Mist

VON JAN FEDDERSEN

Warum bloß hat das ZDF diese großartige Eröffnungsfeier von Wolf-Dieter Poschmann moderieren lassen? Es war eine in der olympischen Mediengeschichte beinahe beispiellose Horrorshow – wobei sich das „beinahe“ nur darauf bezieht, dass es in den Sechzigerjahren schlimmer gewesen sein könnte, aber das lässt sich momentan nicht überprüfen. An seiner Seite saßen der Exschwimmer Christian Keller und die Exruderin Kathrin Boron. Beiden lässt sich kein Vorwurf machen. Sie haben sich ja nicht selbst gecastet.

Jedenfalls: Poschmanns Job wäre es gewesen, die zeichensatte Show zu dechiffrieren. Und was tat er? Er erging sich ins Tremolohafte. Vielleicht muss man nicht alle 204 Fahnenträger kennen – aber darf man von einem hochbezahlten Moderator nicht verlangen, dass er etwa erklärt, was es mit den Staatenlosen auf sich hat? Und warum überging er etliche Länder, nicht nur kleine, und sprach stattdessen mit den Gästen über Schwimmen und Rudern? Oder, oder, oder – die drei kommentierten, als säßen sie bei einem Dorfsportfest.

Sigi Heinrich, das nur nebenbei, kommentierte tapfer auf Eurosport. Er verwechselte Mittelalter und Frühkapitalismus, nannte aber Namen wie Karl Marx und sprach das Wort „Revolution“ aus, auch wenn er anfügte, es nicht zu mögen. Auch er erkannte nicht viele der einlaufenden AthletInnen, aber er würdigte wenigstens die Königin angemessen.

Auch das ist Poschmann: null Inspiration bei Elizabeth II., keine politische Einordnung, keine Hinweise auf Modisches. Er ist ein Holzklotz des Reportagewesens. Jeder Journalist, jede Journalistin mit Herz und Verständ hätte die Magie dieses Abends kompetenter erklärt.