Widerstand gegen Autobahnen

A 17 Dresden–Prag: In Tschechien protestieren Umweltgruppen gegen das EU-Projekt

BERLIN taz ■ Verkehrsminister Manfred Stolpe (SPD) konnte gestern wieder einmal ein Band durchschneiden: Ein weiteres Teilstück der Autobahn 17 von Dresden nach Prag ist fertig. Bis November 2006 soll die Straße auf deutscher Seite vollendet sein – in Tschechien hingegen stößt der Bau auf Widerstand von Umweltgruppen.

Denn die Strecke soll durch das Böhmische Mittelgebirge zwischen Ústí nad Labem (Aussig) bis Česká Lípa (Böhmisch Leipa) führen, das unter Naturschutz steht. In diesem „Böhmischen Garten“, einer fruchtbaren Hochebene, erheben sich etwa 100 erloschene Kegelvulkane – eine ähnliche Landschaft gibt es nur noch in Japan.

Ähnliche Konflikte gibt es auch im „Böhmischen Paradies“ (Český ráj). Diese „Felsenstadt“ liegt auf halbem Wege zwischen Prag und Zittau. Dort soll nun eine Autobahn gebaut werden, um Liberec und Hradec Králové zu verbinden.

Um die einzigartige Felsenlandschaft zu retten, haben sich dort Bürgerinitiativen und Umweltschutzorganisationen zu einem Kampfbündnis „SOS Böhmisches Paradies“ zusammengeschlossen. Gleichzeitig beantragte die Region Český ráj bei der Unesco, dass ihre „Felsenstadt“ als Naturdenkmal anerkannt wird.

Derzeit sind drei Streckenvarianten im Gespräch: So ließe sich die bestehende R 35 vorsichtig ausbauen. Die EU hingegen favorisiert zwei andere Lösungen – eine „Südvariante“ um das Böhmische Paradies herum, für die sich auch die Gemeinden und Umweltschutzorganisationen aussprechen. Im Gespräch ist zudem ein „Nordkorridor“, der allerdings das Böhmische Paradies „berühren“ würde. HELMUT HÖGE