Bulmahn schlägt Röschen

HAUSFRAUEN-REPORT In Hannover verlor Ursula von der Leyen. Die Wähler kennen ihre dunkle Vergangenheit

Mit Hilfe der Boulevardpresse schob Albrecht von der Leyen die Karriere des Töchterleins an

In Hannover kam die SPD glimpflich davon. Sie verlor 15 Prozent der Zweitstimmen, gewann aber wie immer alle Direktmandate. Trotz Ursula „Röschen“ von der Leyen, die für die CDU in Hannover-Süd antrat. Den Wahlkreis aber beherrscht seit zwei Dekaden Edelgard Bulmahn. Gegen die Familienministerin gewann das Sozi-Urgestein mit 39,2 zu 32,1.

Bei vielen Hannoveranern weckt „Röschen“ von der Leyen ungute Erinnerungen an Vater Ernst Albrecht, den „schwarzen Abt“. Der Ministerpräsident hielt Folter für „sittlich geboten“, setzte Gorleben als Atommüllkippe durch und ließ das BKA ein berühmtes Loch in die Celler Knastmauern sprengen.

Anfang der 1980er Jahre, als ihre Brüder mit den Toten Hosen wilde Partys feierten, geisterte „Röschen“ als Papis Liebling durch die Boulevardpresse. Mit deren Hilfe schob Albrecht denn auch die Karriere des Töchterleins an. Als sich die Iltener Vizebürgermeisterin von der Leyen auf Drängen Christian Wulffs 2001 um eine Landtagskandidatur bewarb, vernichtete die Bild-Zeitung den Konkurrenten mit einer Artikelserie über Wahlbetrug, an der nur der Name des Beschuldigten stimmte: Lutz von der Heide. Den Autor beförderte Wulff nach der Wahl zum Sprecher des Wirtschaftsministeriums. Das Röschen wurde Chefin des Sozialressorts und entschwand bald nach Berlin.

Dort mag die Familienministerin als sensible Politmanagerin, promovierte Gynäkologin und berufstätige Übermutter durchgehen. An der Leine weiß man, dass von der Leyen jahrelang nichts als Hausfrau war. Anders als Bulmahn, die den Wahlgang gewohnt lakonisch kommentierte: „Hannover bleibt rot“.MICHAEL QUASTHOFF