Berlin kommt ganz groß raus

20 JAHRE MAUERFALL Zwei Riesen-Puppen ziehen ab morgen durch Berlin. Sie sollen die Historie der Wiedervereinigung darstellen. Eine Million Zuschauer erwartet

In Paris haben die französischen Künstler ihre Riesen-Marionetten noch nie gezeigt, jetzt treten sie in Berlin auf. Bei einem Open-Air-Spektakel symbolisieren zwei meterhohe Figuren aus Stahl und Holz vom 1. bis 4. Oktober in der deutschen Hauptstadt die Geschichte von Trennung und Wiederfinden zum 20. Jahrestag des Mauerfalls. „Das ist ein großartiges Geschenk an die deutsche Hauptstadt“, sagt der Intendant der Berliner Festspiele, Joachim Sartorius. Die Festspiele haben die Straßentheater-Compagnie Royal de Luxe nach Berlin geholt. Mehr als eine Million Zuschauer werden zu „Das Wiedersehen von Berlin“ erwartet. Zum Tag der Einheit am 3. Oktober treffen sich die beiden Riesen am Brandenburger Tor.

Es sind Figuren der Superlative, die sich auf einer Konstruktion aus Schaufelbagger und Seilgerüst durch die Stadt bewegen. Der Große Riese mit Schuhgröße 237 ist 15 Meter hoch und wiegt 2,5 Tonnen. Rund 30 „Puppenspieler“ sollen der Figur Leben einhauchen. Seine Nichte, die Kleine Riesin, bringt es auf 800 Kilo und eine Höhe von knapp 9 Metern. Ihre Perücke wurde aus 50 Pferdeschweifen geknüpft. Mehr als 200 Akteure sind an der Riesen-Parade beteiligt.

Der Gründer und Chef der Compagnie, Jean Luc Courcoult, sagt, Berlin sei der ideale Ort für die Riesen – da könnten sie gut spazieren gehen. „Berlin ist eine Stadt, die mich berührt, wo ich mich aufgehoben fühle, wo ich Vertrauen hab.“ Drei Jahre habe die Vorbereitung gedauert. Der 55-Jährige hat die Berliner Geschichte der Riesen erfunden, die an den Mauerfall am 9. November 1989 erinnert.

Die Kleine Riesin wird am 2. Oktober vor dem Roten Rathaus den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) treffen. In einem Sack wird sie Briefe dabei haben, die die DDR-Staatssicherheit beschlagnahmte, die nie ihren Adressaten erreichten. Mit einer symbolträchtigen Aktion soll die Post zurückgegeben werden, sagte Brigitte Fürle, künstlerische Leiterin von spielzeit’europa, der Theater- und Tanzsaison der Festspiele.

Der Große Riese steigt am 3. Oktober als Tiefseetaucher am Humboldthafen neben dem Hauptbahnhof aus dem Wasser. Auf der Suche nach seiner Nichte bewegt er sich durch die Straßen, bis es am späten Nachmittag das große Wiedersehen am symbolträchtigen Brandenburger Tor gibt. Am 4. Oktober ist eine Glücksparade der beiden Riesen auf der Straße des 17. Juni geplant.

Die Kosten von etwa 1,6 Millionen Euro tragen zu einem Großteil zwei in Berlin ansässige Firmen. Auch Lottogelder wurden bereitgestellt. „Da ist Wowereit über seinen eigenen Schatten gesprungen“, lobt Festspiel-Intendant Sartorius. JUTTA SCHÜTZ, DPA

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